Le Retout Blanc 2022

Le Retout Blanc 2022

Holzkiste

Zum Winzer

97
100
2
Gros Manseng 54,5%, Sauvignon Gris 34,5%, Savagnin 11%
5
weiß, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2040
Verpackt in: 12er OHK
9
voll & rund
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 97/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Haut Medoc
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Le Retout Blanc 2022

97
/100

Lobenberg: Eine abgefahrene Cuvée aus 54,5 Prozent Gros Manseng, 34,5 Prozent Sauvignon Gris und 11 Prozent Savagnin. 14 Volumenprozent Alkohol. Die Säure liegt bei 4,25 Gramm, der pH-Wert bei tiefen 3,28. Das spricht für einen sehr lebendigen Wein. Die Sauvignon wurde ab dem 30. August gelesen. Danach zog sich das Ganze bis zum 15. September für die Gros Manseng hin. 2022 lag der Ertrag bei nur 20 Hektolitern pro Hektar. Retout Blanc – dieses Konglomerat von völlig schrägen Rebsorten. Das ist schon eine der witzigsten Kompositionen, die Bordeaux in Sachen Weißwein zu bieten hat. Die Dominante in der Nase ist sicherlich die Savagnin. Bekannt aus dem Jura und bei uns bekannt als gelber Traminer. Als zweite Nummer kommt Sauvignon, aber auch Gros Manseng spielt durchaus eine Rolle in dieser sehr komplexe, witzigen, eigenwilligen Nase mit hoher Aromatik. Das macht echt Freude, so ein Fruchtkompott und gleichzeitig so eine Frische in der Nase zu haben! 2022 ist für Weißweine aus dem Medoc super interessant, weil sie – wie wir schon bei Doyac gesehen haben – eine unglaubliche Frische und gleichzeitig eine wahnsinnige Aromatik haben. Es sind echt spannende Weine! Große Länge mit viel Salz, von Quitte über gelbe Melone, Reneklode, Zitronengras und Tee – viel Darjeeling. Mit seiner winzigen Ernte von 20 Hektolitern bleibt er eine absolute Rarität. Wir müssen schauen, ob wir genug kriegen. Auf jeden Fall ein Faszinosum! 97/100 *** Château Du Retout ist ein Vorreiter für eine sehr kuriose Weißweincuvée, aber nur in allerkleinsten Mengen. Die Trauben hierfür stammen aus einer kleinen Parzelle von 1,5 Hektar. Der Wein wird per Hand in zwei Durchgängen gelesen, extrem vor- und nachsortiert. Circa 30 Hektoliter Ertrag pro Hektar. Im Keller wird dann eine Ganztraubenpressung durchgeführt. Danach wird das Ganze sofort gekühlt und unter Schutzgas bei vier Grad ohne die Zugabe von Schwefel abgesetzt. 48 Stunden später startet die spontane Gärung in Barriques, kleinen Holzfudern und in Amphoren. Während der ersten vier Monate wird eine Bâtonnage durchgeführt. Der Ausbau geschieht für neun bis zehn Monate in Barriques und Amphoren, circa ein Viertel neue Barriques. Insgesamt gibt es nur circa 6.000 Flaschen von diesem wunderbaren Wein. Das Weingut Du Retout liegt direkt am Rande der Appellation Margaux. Deshalb wollte man von der Pflanzung von Sauvignon Blanc absehen, da diese Rebsorte bereits auf Château Margaux für den Pavillon Blanc kultiviert wird. Ziel war es, ein Unikat zu schaffen.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

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Gerstl über: Le Retout Blanc

-- Gerstl: Man muss den weissen Du Retout bei dieser geringen Produktion als absolute Rarität bezeichnen. Wir müssen immer um jede einzelne Flasche kämpfen und sind immer schnell ausverkauft. Der Wein hat einen bezaubernden Duft - eine Mischung aus zitrischer Frucht, weissem Steinobst und wunderschönen floralen Aromen. Trotz des heissen Jahrgangs zeigt er viel Frische und Tiefgang. Gegenüber dem 2021er hat dieser Jahrgang etwas mehr Schmelz und die Säure ist etwas dezenter. Jedoch ist er nicht weniger saftig und frisch; einmal mehr hat er einen unwiderstehlichen Trinkfluss und offenbart Grapefruit und Zitrusnoten, aber auch Mirabelle und weisse Pfirsich. Ein herrlicher weisser Bordeaux, der es mit den ganz Grossen aufnehmen kann. 19/20

Mein Winzer

Du Retout

Chateau du Retout ist in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch den Zusammenschluss von zwei Weingütern im Haut Medoc entstanden. Die ursprünglichen Weingüter Chateau Retout Pineguy Mercadier und Chateau Salva de Camino waren in Folge der Reblausplage verlassen worden und die Weinberge...

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