Lobenberg: Der Scharzhofberg profitiert in heißen Jahren immer ganz besonders, da er von Natur aus eine eher kühle Lage ist. Der Boden ist durch unterirdische Quellenverläufe gut mit Wasser versorgt, darüber hinaus liegt er in einem Seitental das stetig von kühlen Abwinden durchzogen wird, gleichzeitig ist die Exposition der Reben zur Sonne allerdings perfekt. Die Wiltinger Braune Kupp ist dagegen von Grund auf bereits eine warme Lage, hier werden in jedem Jahr höhere Reifegrade erreicht, das bedeutet in warmen Jahren erbringt die Braune Kupp meist sehr viel opulentere, charmantere, überschwängliche, meist ins exotische reichende Frucht, im Gegensatz zum stets zurückhaltenden, abgehobenen Scharzhofberg. Die Nase deutet die hohe Reife der Frucht bereits an, dicht aber gleichzeitig fein, europäische Frucht mit einem Hauch Südfrüchte darunter, aber auch hier 100% botrytisfrei in diesem Jahr. Schöne reife Birne, Melone, blumige Elemente, reifer Golden Delicious, ganz reife Quitte, ein kleiner Touch Kiwi dazu, sehr getragen und aromatisch, perfekt balanciert, harmonisch, schwebend und druckvoll zugleich. Auch hier zieht sich die durch die gesamte Kollektion vorhandene Frische mit einer Säure, die sich in Richtung der 10 Gramm bewegt, wodurch auch hier die Restsüße kaum schmeckbar in Schach gehalten wird. Unglaublich verspielt, das Jahr 2018 ist kein Extremjahr wie 2017, sondern 2018 zeigt sich reif, hat alle Elemente, die ein tolles, vollreifes Jahr ausmachen und trotzdem hat Egon Müller diese Balance hinbekommen mit dieser ganz ungewöhnlich rassigen Frische, die ich so nicht erwartet habe. Langer, feinsalziger Nachhall, immense Intensität der Frucht. Die Analogie zu 2011 ist ganz klar da, aber 2018 hat gefühlt deutlich mehr Frische. 95/100