Lobenberg: Reinsortiger Cabernet Franc aus 116 Jahre alten Reben. Acht Hektar groß, alles alter Buschweinbestand. Schwemmsand mit Kies und runden Kieseln. Trotz anderer Rebe ein bisschen an Châteauneuf erinnernd. Terrassenförmig am Achibueno Fluss gelegen. Nur 1,2 Kilo Ertrag pro Pflanze. 5.264 Flaschen wurden gemacht in 15 Fässern. Komplette Entrappung, später jedoch die Zugabe von rund 20 Prozent reifer, brauner Rappen zur Maische. Spontane Vergärung in konischen, ovalen, offenen Gärständern. 1.500 bis 3.000 Kilo fassend. Nur vorsichtiges Runterdrücken des Gärhutes. Keine Temperaturkontrolle während der Gärung, Schwefelzugabe erst nach der Malo. Dann wird der Wein für zwei Jahre im Barrique aus Allier-Eiche von Sylvain und Seguin Moreau ausgebaut. Es sind aber Zweit- und Drittbelegungen, die man vom Weingut Almaviva gekauft hat. 2017 war ein sehr warmer Jahrgang, aber die Nähe zum Fluss hat kühle Winde gebracht. Auch hat man in 2017 die Laubarbeit sehr verbessert, sodass man einen tieferen Alkoholgehalt erreichen konnte und auch eine große Frische. Der Wein hat 5,6 Gramm Säure, einen pH-Wert von 3,49, einen Restzuckergehalt von zwei Gramm und einen Alkoholgehalt von 12,8 Volumenprozent. Das ist schon eine große Rarität. Wo gibt es das weltweit noch: Wurzelechte Reben von weit über 100 Jahren, reiner Cabernet Franc. Ich glaube, sowas findet man noch nicht mal an der Loire. Der Wein zeigt neben der typischen Cabernet Franc-Himbeere, die allerdings hier sehr viel versammelter und strukturierter ausfällt als zum Beispiel an der Loire oder in Bordeaux, ganz feine und seidige Tannine. Sehr gut stützende Säure. Auch etwas rote Kirsche und Sauerkirsche. Auch ein deutlicher Einfluss der zugegebenen reifen Rappen. Das gibt wieder den Touch Loire zurück. Das Weingut macht zwei Cabernet Francs. Dieser kommt aus Maule, also aus der kühlsten Region. Der Zweite kommt weiter nördlich aus Maipo, dort ist es deutlich wärmer und die Weine werden fruchtiger und stilistisch moderner. Ich habe mich für diesen Maule Cabernet Franc entschieden. Er zeigt deutlich mehr kräutrige Würze und Minznoten. An der Seite ein bisschen Orange, Zitrusfrüchte und auch ein bisschen Pfirsich. Ein sehr natürlicher Cabernet Franc. Total aus der Bio-Richtung. Das Finale ist salzig, würzig und auch ein bisschen scharf und pfeffrig. Piment und Chili. Nach und nach entfalten sich auch Veilchen in der Nase, aber auch ein bisschen Brombeere und Maraschino-Kirsche. Auch ein bisschen Tabaknoten im Nachhall. Etwas ungehobelt, etwas rustikal, mit leichter Holz- und Rappennote im Nachhall. Das ist auf der einen Seite Freakstoff und auf der anderen Seite ein großer Cabernet Franc, der nicht zu viel Zugeständnisse an die allgemeine Erwartung an Chilenische Rotweine macht. Er bleibt sehr einzigartig und blind hätte ich ihn sicherlich einem der Biodynamiker an der Loire zugeordnet. Das mag ich, das ist ein wunderschöner Wein. 96-97/100