Lobenberg: 2010 war als Jahrgang mit seiner Kühle in der Blütezeit und der immensen Hitze im September nicht so ausgewogen wie 2009. Die Weine sind immens in der Frische und Rasse, der Charakter der Beschreibungen des nochmal parallel verkosteten 2009er stimmen ganz ohne Zweifel stark überein. Der Schmelz und die Fruchttiefe fallen 2010 jedoch klassischer, typischer für die Rioja aus, der 2009er Jahrgang bleibt ein herausragendes Unikat immenser Balance und harmonisch fruchtiger Tiefe im großartigen burgundischen Stil. 2009 Artadi ist nach meiner Erfahrung das Beste der bisherigen Wein-Geschichte Spaniens und die Finesse pur, bessere reine Tempranillo habe ich noch nicht verkostet. Der La Poza liegt im Ort Biurco in der Gemarkung Elvillar, ein Westhang (volle Tagessonne), der im tiefsten Punkte von einem kleinen Bach (im Sommer trocken) von der im Osten wieder aufsteigenden Lage Valdeparaiso (Laguardia) getrennt wird. Nur 3,5 Hektar groß, davon werden nur 10% separat vinifiziert, der Rest ist Bestandteil des Pagos Viejos. Keine 200 Flaschen davon kommen nach Deutschland! 2800 Pflanzen pro Hektar, mit über 40 Jahren im Durchschnitt ein älterer Rebbestand als der Osthang. Ganz armer, karger, blassbrauner Sandboden mit weißem Kalkstein und Kreide vermischt. Dunkles violett-schwarz-rot. Heißere, gekochtere Nase als der ungemein frische Valdeparaiso, satte Wucht, Kaffee, dominikanischer Tabak, Schokolade, Praline, fast Nutella, schwarze Kirsche, sattes Cassis, blind als Garagenwein aus Saint Emilion vermutet. Trotz der tiefen Note immer fein und verspielt bleibend, neben Saint Emilion ein tiefes Grand-Cru Nasenbild aus der Cotes de Nuits, Clos de Vougeot. Ungeheuer saftiger Mund, alles strömt, frische Zwetschge, Kirsche, Cranberry, satte provenzalische Kräuter, im Mund an Prephylloxera aus Toro erinnernd. Koriander mit extrem dunkler Milchschokolade, Koriander hallt Minuten nach. Eingekochtes Kompott, dazu kommt aber die tolle frische Säure mit Kirsche und Zitronengras hoch. Ein begeisternd rassiger Wein mit sensationellem Nachhall, alles wird belegt, tief und groß und frisch und vibrierend. Nur das 'Bessere' aus eigenem Haus ist hier der Feind des Guten. Großer und faszinierender Wein. 95+/100