Lobenberg: Der Turmberg ist die steilere Lage vom Weingut Robert Weil. Es handelt sich hier um grauen Verwitterungsschiefer. Das ist die älteste Schieferform, die weltweit bekannt ist. Ein grundsätzlich trockener Boden mit perfekter Drainage. In sehr trockenen Jahren kann das hier zu Problemen führen. Dafür ist er im Vorteil in warmen Jahren. Die Weine sind viel kühler rüberkommend als die vom Gräfenberg. Die Spätlese steht dem trockenen Wein aus derselben Lage in nichts nach. Das ist nahezu das Gleiche, nur eben einmal trocken und einmal süß. Die Turmberg Spätlese hat 2018 circa 9% vol. Alkohol, die Säure liegt bei knapp unter 10 Gramm, der Restzucker bei 70 Gramm. Ich als ausgewiesener Gegner von süßen Weinen kaufe wieder eine Spätlese, man sollte es nicht glauben. Aber um diesen Turmberg komme ich nicht herum. So glasklar kristallin, mit diesem wahnsinnigen Zug, mit wahnsinnig schöner, aber eleganter, kristallklarer Frucht und hintenraus mit einem irren Säurezug. Der Oszillograph zwischen Süße, Säure, kristalliner Frucht, Pikanz und hoher Mineralität und Salz ist einfach immens hoch, das springt in alle Richtungen, der Wein ist multikomplex in seiner stylischen Süße, ohne dass es jemals breit oder wuchtig wird. Wir bleiben total filigran, ein Wein der total unschuldig rüberkommt, so sagte Weil-Geschäftsführer Jochen Becker-Köhn es schön. Da gibt es kein Wenn und Aber, einfach nur eine brillante Schönheit, eine grazile Ballett-Tänzerin, der allerersten Reihe. Eine Spätlese wie ich sie in diesem Jahr von Egon Müller über Zilliken bis Robert Weil probiert habe, das sind Ausnahmeweine, der bisherigen Zeitgeschichte. Wilhelm Weil selbst stellt zurecht fest, dass er noch keine bessere Spätlese in seinem Leben erzeugt hat. Best ever, das gilt ohne Wenn und Aber. 98-100/100