Lobenberg: Der Turmberg ist die steilere Lage vom Weingut Robert Weil. Es handelt sich hier um grauen Verwitterungsschiefer. Das ist die älteste Schieferform, die weltweit bekannt ist. Ein grundsätzlich trockener Boden mit perfekter Drainage. In sehr trockenen Jahren kann das hier zu Problemen führen. Dafür ist er im Vorteil in warmen Jahren. Die Weine sind viel kühler rüber kommend als die vom Gräfenberg. Die Spätlese steht dem trockenen Wein aus der selben Lage in nichts nach. Das ist nahezu das Gleiche, nur eben einmal trocken und einmal süß. So wie der trockene ist auch die Spätlese einfach kühl und stylisch und im Grunde mehr in der Stilistik von 2016. So unglaublich voller Finesse. Der Mund tänzelt, hat nur europäische Frucht und ist super sauber. Komplett ohne Botrytis. Das Ganze in diesem sehr reifen Jahrgang mit zugleich dieser tollen Frische aus dem kühlen Spätsommer und der frühen Lese. Gott, ist dieser Wein im Mund schön. Das ist eine geniale Spätlese, die sich wie ein Kabinett trinkt. Er hat zwar an die 70 Gramm Restzucker, aber die merkt man nicht. Ich hab den Kabinett davor getrunken, der war schon mega, aber ich habe ihn dann wieder an die zweite Stelle setzen müssen nach dieser genialen Spätlese. Denn das ist eigentlich der ideale Kabinett im gesamten Trinkverhalten. Eine wunderschöne Länge, eine spielerische Raffinesse durch die europäische Frucht- und Blumenwiese. Birne, Apfel und nur ein Hauch Zitronengras. Keine Zitrusfrüchte, keine exotischen Früchte. Aber alles tänzelnd. Marille dazu, Mirabelle und vielleicht kommt jetzt ein kleines bisschen kühle Litschi. Weißer Pfirisch kommt dazu, und im Mund immer schön auf der Frische bleibend. Sofort trinkbar und zum reinspringen schön. Wie gesagt, die 2017er Stilistik im Turmberg ähnelt der des 2016er total. Ich bin geflasht. Das ist keine Spätlese zum niederknien, sondern einfach eine Ode an die Freude. Einfach genialer Trinkstoff. 98+/100