Lobenberg: Die Trauben werden grundsätzlich nicht entrappt. Es wird entweder sofort gepresst oder angequetscht mit kurzer Maischestandzeit. Das allerdings nicht in jedem Jahr. Der Standard ist Sofortpressung der Ganztraube nach Eingang im Weingut. Etwas differenzierter: Alle Edelsüßen werden als ganze Trauben sofort gepresst um die Frische und Feinheit zu erhalten, dafür fehlt es ein wenig an Extrakt. Der Standardweg der 'normalen' trockenen ist Anmalen und Anquetschen ohne Maischestandzeit. Bei den großen trockenen Weinen wird alles nach dem Anquetschen und Anmahlen je nach Jahrgang 6-18 Std. auf der Maische belassen. Zu einem kleinen Prozentsatz wird ebenfalls jahrgangsabhängig bei den großen Gewächsen auch sogar auf der Schale vergoren. Generell wird immer spontan vergoren. Die Gärung verläuft zügig, BSA wird komplett vermieden, um die Eleganz, die Fruchtigkeit und die lebendige Säure zu erhalten. Die Gärzeiten sind 4-6 Wochen vor Weihnachten. Danach verbleibt der Wein auf der Hefe, wird aufgerührt (Batonnage). Bei allen großen trockenen Weinen mit Batonnage wird im Holzfass ausgebaut, Stück und Doppelstück, neueres und gebrauchtes Holz. In der Regel wird nicht chaptalisiert. Der Alkoholgehalt liegt im trockenen Bereich bei 12,5 bis 13 Grad. Gesundes Lesegut, so gut wie keine Botrytis, auch nicht in der Auslese. Der Kiedricher ist der Ortswein des Hauses. In der Regel die feinere Ausgabe des Gutsweines mit etwas mehr Mineralität. In 2017 besticht er mit seiner wunderschön reifen, deutschen gelben und weißen Frucht. Reine Weintraube, Apfel, Birne, weißer Pfirsich. Das was der Gutswein auch schon hatte. Der große Unterschied kommt im Mund, denn da kommt anders als im Gutswein zusätzlich zur deutschen Frucht auch Bergamotte, viel Tee, sehr viel Schiefrigkeit. Eine wunderbare Zitrus-Säure hinten raus. Große Länge, Salz. Sehr langanhaltend und trotzdem diese wunderbare, traubige Frucht. Ich hätte gar nicht erwartet, dass der Kiedricher nochmals so einen großen Unterschied zum Gutswein sein wird. Aber diese mineralische Länge gibt ihm doch eine Sonderstellung. Ich bin ziemlich geflasht. Wenn das so weitergeht, kann ich nur sagen, dass das Weingut Robert Weil ein großes Jahr auf die Flasche gebracht hat. 94+/100