Lobenberg: Der Kiedricher Gräfenberg sind Schieferböden mit Löss/Lehmauflagen. Dieser Boden ist ideal für trockene Sommer, wie wir sie in 2016 hatten, aber auch für starke Regenfälle, wie im Frühjahr 2016, perfekte Drainage. Sehr geringer Ertrag durch hier fast übliche hohe natürliche und per Gebläse herbeigeführten Verrieselung, das gibt Lockerbeerigkeit und fast immer extrem gesundes Traubengut ohne jegliche Fäulnis. Nachdem der Pilzdruck des Frühjahrs überwunden war, verlief das Jahr perfekt bis zur Lese. Trockenstress gab es nicht, jedenfalls nicht bei diesem Weinberg. Es wurde extrem spät, nämlich erst im November, zu Ende geerntet. Lange Hängzeiten, hohe Komplexität. Und auf Grund der kalten Nächte in Sommer und Herbst gibt es sehr komplexe Weine mit einer tollen Aromatik und gut erhaltener Säure. Das Lesegut war archetypisch und zu 100% gesund. Keine Botrytis. Der Alkohol liegt bei 12,8%. Unglaublich viel weiße Frucht, weißer Pfirsich, helle Birne, weiße Blüten und hocharomatisch. Sehr viel Traubensaft dabei. Diese hohe Dichte des Weines erinnert in der Nase an den 2012er Gräfenberg, den ich in der Jungend und jetzt in der Genussphase dramatisch geschätzt habe und weiter schätze. Er trinkt sich heute, wenn man ihn denn irgendwo erwischt, ganz überragend. Das ist so ausgewogen, so fein, cremig und schmelzig. Und überhaupt nicht alkoholisch oder fett. Einfach tänzelnd und leichtfüßig. Im Mund kommt guter Gripp dazu. Auch ein bisschen Orangenabrieb, kraftvolle Säure von Grapefruit, auch etwas grünliche Birne dazu. Guter Gripp, guter Biss, tolle mineralische Länge. Die Extraktsüße balanciert die durchaus präsente, kernige Säure ganz hervorragend. Das ist sehr ausgewogen und harmonisch, hat aber trotzdem guten Bumms. Was kann man dem Wein vorwerfen? Vielleicht, dass er schon zu früh zu köstlich und offen ist. Gleichzeitig ist er nicht so laut wie 2015, der in Summe dann doch viel längere Zeit braucht. 2016 ist so ruhig, in sich ruhend, schon da, ganz angekommen, und hier komme ich wieder zurück auf 2012. Das ist ein toller und großer Riesling, wenngleich dieser 2016, trotz sehr guter Bewertung, vielleicht nicht ganz so gut ist wie 2015. 98-100/100