Lobenberg: Die Trauben werden grundsätzlich nicht entrappt. Es wird entweder sofort gepresst oder abgequetscht und kurze Maischestandzeiten. Das allerdings nicht in jedem Jahr. Der Standard ist Sofortpressung nach Eingang im Weingut. Etwas differenzierter: Alle Edelsüßen werden als ganze Trauben gepresst um die Frische und Feinheit zu erhalten, dafür fehlt es ein wenig an Extrakt. Der Standardweg der 'normalen' trockenen ist Anmalen, Anquetschen ohne Maischestandzeit, bei den großen trockenen Weinen, wird nach dem Anquetschen und Anmahlen je nach Jahrgang 6-18 Std. auf der Maische belassen. Zu einem kleinen Prozentsatz wird ebenfalls jahrgansabhängig bei den großen Gewächsen auch auf der Schale vergoren. Generell wird immer spontan vergoren. Die Gärung verläuft zügig, BSA wird komplett vermieden, um die Eleganz, die Fruchtigkeit und die lebendige Säure zu erhalten. Die Gärzeiten sind 4-6 Wochen vor Weihnachten. Danach verbleibt der Wein auf der Feinhefe, wird aufgerührt (Batonnage). Bei allen großen trockenen Weinen mit Batonnage wird im Holzfass ausgebaut, Stück Doppelstück, neueres und gebrauchtes Holz. In der Regel wird nicht chaptalisiert, aktuell jedenfalls nicht beim 2011er und 2012er. Der Alkoholgehalt liegt im trockenen Bereich bei 12,5 bis 13 Grad. Die 2012er sind verglichen mit 2012 etwas subtiler und kühler in der Aromatik und im Spiel.Gesundes Lesegut, so gut wie keine Botrytis, auch nicht in der Auslese. Sehr fein, strahlend, subtil. Nicht pappig, nicht breit, sondern einfach toller Geradeauslauf. Die Beerenauslese hat mit 160 Oechsle nur 10 weniger als die TBA und ist wie schon 2011 der im Preis-Leistungsverhältnis der beste Kauf. Die Nase fast sauber und botrytisfrei, glasklare Frucht. Hochintensiv, fast drückend. Konzentrierte Mango, Feige, Datteln, aber auch feine gelbe Melone, gekochte Quitte, Estragon, Salz, tolle Würze. Erster Eindruck in Mund: Ungemein lecker und trinkig! Man muss nicht niederknien, man muss nur genießen. Geniales Spiel. Auch hier exotische Frucht mit Zitrusfrüchten zusammen. Mit grünem Apfel am Ende. Öliger Fluss, auch öliger Gaumen und Zunge, dazu aber auch immer feine Minze. Die Säure spielt im Nachhall minutenlang mit der feinen öligen, minzigen Süße, balanciert sie, jongliert mit den unterschiedlichen Aromen. Wunderbarer Wein. 100/100