Lobenberg: Die perfekte Komposition seines Bodens aus hohem Gesteinsanteil von Phyllit-Schiefer und wasserhaltenden Schichten macht das Gräfenberg-Terroir so einmalig. Die Auslesen des Jahres 2020 sind herausragend, weil sie völlig ohne Botrytis gelesen wurden. Kerngesundes Lesegut, das am Stock durch Wasserverdunstung konzentriert wurde. Man kann es schon an der sehr hellen Farbe des Weines erkennen, kein goldgelb, sondern ganz hell und sogar mit grünlichen Reflexen. Mit circa 130 Oechsle gelesen, das ist schon herausragend satt für 2020. Viele Betriebe kamen kaum über 100 Oechsle beim Riesling in diesem Jahr. Weil hat aber eben das Glück, dass er einen so großen Fundus an Traubenmaterial hat, aus dem er auslesen kann. Weil hat noch bis in den November gelesen und eben ganz viel kleinteilige Partien zusammengesammelt, ein irrer Aufwand, aber es hat sich gelohnt. Die Mengen sind winzig. Wilhelm Weil sagt, dass er sich in den letzten 30 Jahren kaum einen Jahrgang gibt, der da mithalten kann in dieser Brillanz und Klarheit bei gleichzeitig satten Mostgewichten. Die Nase ist strahlend, hell und unendlich fein. Nur europäische, glockenklare Frucht, Aprikose, Orangenschale, Apfelblüte, englische Bitterorangenkonfitüre, süße Quitte. Es gibt nichts Üppiges oder Schweres hier, es ist nur tänzerisch und filigran. Der Mund ist saftig und brillant. Gott, trinkt sich das schön. Wie ein Traubennektar. Es fließt kristallklar und hochfein den Gaumen hinab, so zart und doch nachhaltig und unendlich lang. Leicht wie ein Schmetterling, trinkt sich einfach grandios. Im Finale spürt man schon die Kraft aus dem Gräfenberg und der hohen Reife der Trauben, aber es wird von dieser erhebenden, feinsalzigen Salz- und Säureadern durchzogen, die die Süße einfach wegspülen. Himmlisch schön. 99/100