Lobenberg: Thomas Haag vom Schloss Lieser macht – genau wie sein Bruder Oliver Haag auf dem Weingut Fritz Haag – zwei GGs aus der Brauneberger Juffer, wobei die Sonnenuhr die Krönung ist. Es ist die steinigste Lage mit den ältesten Reben in Einzelpfahlerziehung und oft wurzelecht. Das Spannende an diesem Thema ist, dass die Brüder, die beide durch dieselbe Schule ihres Vaters Wilhelm gegangen sind, aus diesen Lagen zwei gleich gute, aber doch sehr unterschiedliche Weine machen. Die archetypischeren GGs sind dabei meines Erachtens eher die Weine vom Weingut Fritz Haag. Aber Thomas Haags Weine sind nicht minder spannend, nur etwas anders. Die Nase ist etwas krachender als die des Fritz Haag GGs. Zitrone, Limette, das Ganze aber in kandierter Form. Satte Spur Zitronengras. Eine leicht weißpfeffrige Schärfe in der Nase. Richtig mit Zug in die Nase ziehend, fast schmerzhaft in dieser Intensität. Im Mund das Gleiche, das Thomas auch schon in seinem Juffer GG gezeigt hat, nämlich eine unglaubliche Verspieltheit. Und gleichzeitig dieser geniale Zug daneben. Der Wein ist mega strukturiert. Er ist auf der einen Seite schlanker als das GG von Fritz Haag, er hat nicht so eine große Körbchengröße und ist nicht so wollüstig und zum Reinspringen saftig. Der Wein ist eher definiert, sauber, klar, geradeaus. Seine Kraft kommt auch ein bisschen aus einer Phenolik. Das ist ein Powerwein, aber sehr viel strammer, straffer und an den Kanten sehr viel definierter als der des Bruders. Mehr Struktur und weniger multikomplexe Erotik. Er endet in der Unendlichkeit, in Salz und Stein. Aber eben nicht in Wollust wie der Wein von Fritz Haag. Der Wein braucht lange Zeit. Das ist genau so ein grandioser Wein wie der seines Bruders, nur klarer, eindeutiger und in der Stilistik strukturierter und definierter. Es freut mich sehr für beide, dass sie mit anderer Stilistik gleich gut sind. 99-100/100