Lobenberg: Durch alle Prädikate zog sich 2019, wie übrigens auch bei Fritz Haag, die herausragende Feinheit der Juffer Sonnenuhr. Zunächst ganz feine, weiße und gelbe Frucht in der Nase, Pfirsich, helle Melone, Minze, erdig, leicht dunkel in der Mineralität, aber total fein bleibend, ohne jede Üppigkeit. Später kommen warme Zitrusaromen hinzu, kandierte Zitronenschalen, auch ein kleiner Hauch Passionsfrucht. Der Fruchtausdruck bleibt immer hell, strahlend und klar. Dazu diese dunklere, etwas erdige Mineralität aus Brauneberg, dunkler Feuerstein, viel mineralische Schärfe und Spannkraft. Der Mundeintritt ist schwebend fein, im Antrunk fast schwerelos, um sich dann zum Abgang immer weiter zu verdichten und die hohe Konzentration durchscheinen zu lassen. Hohe Intensität ohne Üppigkeit, wie es nur die Mosel kann und die Juffer Sonnenuhr im Speziellen. Thomas Haag ist es perfekt gelungen den aufregenden, vibrierenden Charakter der Juffer Sonnenuhr in dieser Goldkapsel einzufangen. Der brillante Jahrgang mit seiner hohen Frische und verblüffenden Klarheit aus toller Botrytis macht diese Auslese zu einem großen Klassiker. Feine Zitrus- und Mirabellennoten fließen wie Seide über die Zunge. Dazu diese zarte mineralische Unterlegung von Brauneberg, animierende Salzigkeit, hohe Brillanz und Frische, sehr energetisch. Auch hier fast leicht zitrisch werdend im Mund, trotz der voluminösen Süße einer Goldkapsel. Was für eine aufregende Mischung! Das Ganze bleibt erstaunlich fein und rassig, selbst mit erhöhtem Botrytisanteil. Die reinste Finesse. Es ist schon sehr außergewöhnlich, was die Mosel 2019 für Weine hervorbringen konnte. Wir sind hier nicht in dieser ebenfalls verrückten, Botrytis-freien Üppigkeit des Jahres 2018, sondern zurück in der totalen Klassik großer Süßweine der 1920, 1940er, 1950er und 1970er Jahre mit dieser brillanten Textur, Klarheit und Rasse. Noch dazu diese hohe Intensität und Reife, die uns der Klimawandel gebracht hat und die heute viel bessere Weinbergs- und Kellerarbeit der Winzer. Das ergibt extraterrestrische Weine für die Ewigkeit! Jeder Moselfreak sollte hiervon ein paar Flaschen im Keller haben. 98-100/100