
Jülg: Weissburgunder Rechtenbacher Pfarrwingert Erste Lage 2022
100
- 2
- Weißburgunder 100%
- 5
- weiß, trocken
- 13,0% Vol.
- Trinkreife: 2025–2040
- Verpackt in: 6er
- 9
- mineralisch
- voll & rund
- 3
- Lobenberg: 94–95/100
- Galloni: 92/100
- Gerstl: 18+/20
- 6
- Deutschland, Pfalz
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Weinhandel Oskar Jülg, Hauptstraße 1, 76889 Schweigen-Rechtenbach, DEUTSCHLAND

Heiner Lobenberg über:
Weissburgunder Rechtenbacher Pfarrwingert Erste Lage 2022
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Lobenberg: Ein Weißburgunder, der einen Vergleich mit einigen 1er Crus aus dem Burgund nicht scheuen muss! Wird nicht im Barrique, sondern im größeren 500er Tonneau ausgebaut. Das passt etwas besser zur Rebsorte, die gelbe Frucht kommt da deutlich besser zum tragen, die Weißburgunder sind generell etwas offener und charmanter als die ultrapräzisen Chardonnays von Johannes Jülg. Der Pfarrwingert Lage befindet sich auf deutscher Gemarkung, ein Süd-Ost-Hang. Reiner Kalkstein. Es ist die nördlichste Burgunderlage, recht hoch gelegen direkt unter dem Pfälzer Wald. Dadurch wirken die Weine niemals überhitzt, sondern haben immer eine klare Linie und Präzision, selbst in warmen Jahren wie 2022. Die Nase zeigt sich wunderbar offen, gelbsaftig, reife aber keine überreifen Pfirsiche. Ganz dezente Zitrusanklänge. Eine feinrauchige Reduktion und zarte Holztöne geben zusätzliche Komplexität und bilden einen schönen Rahmen. Am Gaumen dann unglaublich animierend mit feinziselierter Säurestruktur, aber der Wein definiert sich auch über eine schicke, griffige Gerbstoffstruktur. Wieder saftiger Pfirsich und reife Zitronen. Erinnert am ehesten an südliches Burgund in dieser Stilistik. Lang, mundwässernd-salzig mit kalkigem Nachhall, abgerundet durch eine cremige Hefenote im Abgang. Ein großartiger Weißburgunder aus erster Lage.
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

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Galloni über: Weissburgunder Rechtenbacher Pfarrwingert Erste Lage
-- Galloni: The 2022 Weissburgunder Rechtenbacher Pfarrwingert Erste Lage comes from this southeast-facing site below the forest line. Yeast, limestone and lemon come together with a subtle wood note, promising stoniness and freshness. This is duly delivered on the smooth, sunny palate that lives off its serene limestone coolness. The ripeness of 2022 is evident in notions of pale plum juiciness. However, the fruit remains distinctly in the background while cool stone takes center stage. This site did not suffer from dry stress in 2022. (Bone-dry)

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Gerstl über: Weissburgunder Rechtenbacher Pfarrwingert Erste Lage
-- Gerstl: Duftet fast wie ein Chardonnay, feine Reduktion, ganz zart vom Holz begleitet, erfrischende Zitrusaromen, wunderschön. Auch am Gaumen könnte man den leicht mit einem Chardonnay verwechseln. Fülliger, komplexer Wein, schön saftig, rassig, herrlich schlank und elegant. Die Säure ist von exzellenter Qualität, zieht die Aromen in die Länge, verleiht Noblesse, grandioser Weissburgunder.
Jülg
Das Weingut Jülg im südpfälzischen Schweigen-Rechtenbach ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Winzer Johannes Jülg zählt mit seiner absolut eigenständigen und sehr burgundischen Stilistik bereits seit einigen Jahren zur qualitativen Spitze der Pfalz.
