Lobenberg: Der »KB« wächst im Kammerberg, im französischen Teil der Lage Sonnenberg, also tatsächlich zu 100 Prozent in Frankreich. Das, was früher der Top-Wein Opus Oskar war, ist jetzt komplett hier drin. Sehr purer Kalkstein, eine steilere Lage. Selektive Handlese, Spontangärung in Edelstahl, 18 Monate Ausbau in 60 Prozent neuen Barriques mit erster bis dritter Belegung, dann unfiltriert abgefüllt. Immer vollständig entrappt, aber mit viel Pigeage, also Unterstoßen, weil für Johannes Jülg Struktur und Tannin schon Kernelemente sind. Er sucht aber eine andere Herangehensweise, bringt das Tannin durch die Kerne und durch etwas erhöhte Neuholzanteile. Rappen sind nicht sein Ding, er will die pure Beerigkeit behalten. Der Kammerberg ist kirschiger als der beerige Kostert, purer, zeigt mehr Eisen und Jod, hat salzige Anklänge, Austernschale, kleine knubbelige Sauerkirsche, süße Schwarzkirsche auch dazu. Unglaublich elegant, das treibt einem fast tränen in die Augen ob dieser enormen Brillanz. Maulbeere mit Rosa Pfeffer gespickt, Berberitzen und fast zitrische Öligkeit. Am Gaumen ist das Tannin zupackend. Aber ultrafein. Das schiebt mit feinem Salz über die Zunge, erzeugt Speichelfluss, aber vor allem ordentlich Druck. Diese Energie ist bemerkenswert, die konzentration verblüffend. Unheimlich tänzelnd, schlank und vibrierend, nur auf der Mineralität gebaut. Kostert ist köstlicher, Kammerberg ist faszinierender. Ein großer, fesselnder Wein. Langlebigkeit und Tiefgründigkeit auf absolutem Top-Level.