Lobenberg: Thomas Haag konnte kürzlich einige neue Lagen erwerben. Darunter legendäre Spitzenlagen an der Mosel. Dazu zählt auch das mythische Graacher Himmelreich. Die Lage schließt direkt an den Graacher Domprobst an und ist in unmittelbarer Nähe zur Wehlener Sonnenuhr. Sie ist wohl am bekanntesten dank dem Weingut Joh. Jos. Prüm, das daraus immer die feinsten und leichtfüßigsten seiner genialen Süßweine erzeugt. Aber Thomas Haag macht hier einen trockenen Riesling, ein Großes Gewächs daraus, keinen restsüßen Wein – wie Ernie Loosen, wahrhaft eine gute Gesellschaft. Jung gilt die Lage als expressivere Wehlener Sonnenuhr. Der Tonanteil im Schiefer lässt die Weine wohl etwas kräftiger erscheinen. Die Graacher Weine hatten 2016, in meiner Betrachtung, wahrscheinlich den größten Erfolg ihrer Geschichte. 2016 war Graach das Nonplusultra an der Mosel. Dieses 2017er GG kommt wieder mit einer wunderschönen Aromatik in die Nase. Intensiv, aber doch wesentlich feiner, filigraner als das zuvor probierte GG aus Brauneberg. Eine tolle Intensität im Mund, eine irre Spannung, eine Pikanz, denn dieser Wein hat richtig tolle, mineralische Schärfe. Er hat im Gegensatz zum Brauneberg keinerlei Bitterkeit. Er schmeckt völlig Botrytis-frei, ganz puristisch, aber mit einer salzig, mineralischen Schieferschärfe, die sich unendlich zieht. Und dazu diese feine Süße und diese sehr lebendige, frische Säure. Das Ganze unterlegt mit toller Zitrus-Aromatik, mit intensivem Assam Tee, Zitronengras. Tolle Spannung aufzeigend. Der Alkohol liegt bei etwas über 12%, die Säure bei knapp unter 8, der Restzucker bei 5. Ich mag diese unglaubliche Komplexität dieses Himmelreichs. 2016 war super fein, super stylisch. 2017 zeigt dazu noch diese hohe Intensität, für Schloss Lieser eine ungewöhnliche dichte, reiche Frucht. Aber das ist eben die Wärme von 2017. Weil die Säure passt und die Mineralität so hoch ist wird dieser Wein, der von der Fruchtstruktur zu 2011 passt, viel spannender. Für mich ein ziemlich großes GG in dieser immensen Komplexität und diesem riesen Spannungsfeld, dieser Pikanz zwischen Säure und Mineralschärfe und Restzucker. Das Ganze mit dieser typischen Feinheit. Ich bin mal gespannt, ob die heute noch kommenden Weine von Ernie Loosen da rankommen. Dieses Himmelreich von Thomas Haag ist eines der besten GGs, die ich bei ihm probiert habe. 97-100/100