Hermitage Rouge 2018

Dard et Ribo: Hermitage Rouge 2018

Zum Winzer

96–97
100
2
Syrah 100%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2019–2035
Verpackt in: 12er
9
unkonventionell
tanninreich
pikant & würzig
3
Lobenberg: 96–97/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Hermitage Rouge 2018

96–97
/100

Lobenberg: Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Mittlerweile sind sie auch Hardcore-Biodynamiker. Sogar auf Schwefelzusatz wird weitgehend verzichtet, höchstens eine minimale Menge zur Füllung in manchen Jahren. Das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Der Ausbau erfolgt in alten Fässern, eine minimale Schwefelgabe vor der Abfüllung gibt es nur wenn nötig. Ansonsten läuft hier immer alles völlig ohne Schönungen oder sonstige Zusätze. Die Nase ins Glas dieses Hermitage zu halten und dann die Augen zu schließen, ist wie eine Reise an die steilen Hänge des nördlichen Rhônetals. Samtige, üppige Beerensträucher, viel Brombeere, Cassis mitsamt Grün, fette Schwarzkirsche. Und während der stylische 2017er Hermitage noch ein bisschen Vosne Romanée hat durchscheinen lassen, sind wir beim 2018er wieder sehr an der steinigen Rhône. Die Würze der mediterranen Garrigue, auch Thymian, Rosmarin, pfeffrig, würzig, verspielt, fruchtstark, reichhaltig. Dazu auch herbe Gewürznoten, viel Pfeffer und etwas Piment. Alles schwebt über den distinktiven Gesteinsnoten des Hermitage, irgendwo zwischen Schiefer, Granit und zermahlenem Kalkstein. Mediterraner kann ein Wein wohl kaum riechen. Man sieht die Olivenhaine, die trockenen Sträucher und die sengend heißen Gesteinshänge am inneren Auge vorbeiziehen, wenn man diesen Wein in der Nase hat. Der 2018er ist dabei reich und warm wie man es von einem Hermitage erwartet, üppig zwar, aber nie fett. Auch aus diesem sehr heißen, reichen Jahr haben wir noch eine super Balance in der hohen Reife und der Würze. Der 2018er ist zwar noch dunkler und etwas weniger süß in der Anmutung als der stylische 2017er, aber genauso balanciert. 2018 ist etwas verschlossener, steiniger, nicht ganz so ultra-charmant, er wird sicher ein paar Jahre länger brauchen als der so zugängliche 2017er. Der Mundeintritt ist ebenso traumhaft filigran, unglaublich samtig, druckvoll, aber auch elegant und tänzelnd bleibend. Hier zeigen sich die Südexposition und die immense Wärme des Hermitage. Wir haben viel mehr Reife, viel mehr Seidigkeit, viel mehr Weichheit und auch Süße in der Frucht. Hier bekommen Crozes Hermitage und Saint Joseph ihre Grenzen aufgezeigt. Diese Erhabenheit und diese phenolische Reife erreichen sie nicht, hier gibt es nicht den Hauch von etwas Grünem oder Rustikalem. Einfach nur noch Feinheit, schwebende Intensität, und umarmende Frucht ohne Schwere. Das Ganze wird von einer sehr subtilen, enorm feinen Mineralität begleitet, zarte Salzigkeit belegt die Zungenränder, so saftig! Die Säure des 2018ers ist etwas niedriger als 2017, er kommt üppiger, schiebender, steiniger und vielleicht auch etwas typischer für Hermitage daher. Die sehr feinen Tannine fühlen sich leicht kreidig an und verbreiten eine wohlige Wärme im Mund. Dieser Hermitage, der ja genau wie alle anderen Weine von Dard & Ribo ohne jegliche önologischen Eingriffe oder Zusätze erzeugt wird, stellt eindrucksvoll die Überlegenheit seines Terroirs zur Schau. Der pure, nahezu unveränderte Traubensaft. Und er zeigt, dass diese Feinheit des Hermitage kaum anderswo derartig erreicht wird. Einmalig. Ein Hermitage für die Freude, im höchsten Maße hedonistisch, weil er so saftig, fruchtstrotzend und delikat ist, ja einfach unfassbar lecker. Er steht damit einerseits den vielen monumentalen Hermitage gegenüber, die für ein ewiges Leben gemacht sind und mit unbändiger Kraft glänzen. Andererseits trägt er die Anmut dieses großen Terroirs eben auch in sich, wenn man ihn mit den anderen unbehandelten Dard & Ribo Weinen vergleicht. Dieser Hermitage möchte maximalen Spaß und Genuss bringen, jetzt sofort oder in 15 Jahren. Ein großer Wein für die Freude, nicht für die Ehrfurcht. Ganz sicher der hedonistischste Wein von Dard & Ribo. Ich möchte 2017 und 2018 gleich bewerten, auch wenn 2017 sicher der stylischere Jahrgang ist. Dafür hat 2018 mit seiner steinigeren Zurückhaltung und größeren inneren Reichhaltigkeit wahrscheinlich ein paar mehr Reserven für die Zukunft. 96-97/100

Mein Winzer

Dard et Ribo

René-Jean Dard und Francois Ribo sind so etwas wie die „unfreiwilligen“ Natural Wine Rockstars der nördlichen Rhône. Unfreiwillig, weil die beiden seit den 1980er Jahren schon minimal-invasiven Wein möglichst ohne Zusätze oder önologische Eingriffe herstellen.

Hermitage Rouge 2018