Hermitage 2016

Michel Tardieu – Nordrhone

Hermitage 2016

100
100
2
Syrah 100%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2047
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
pikant & würzig
frische Säure
3
Lobenberg: 100/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Hermitage 2016

100
/100

Lobenberg: 2016 ist ein sehr reifes Jahr, was aber auf Grund der starken Tag/Nacht Unterschiede eine sehr hohe Säure hat. Die PH-Werte sind entsprechend sehr tief. Die Säure und Frische ist nochmal deutlich höher als 2010. Der Tannin- und Alkohollevel allerdings sind gleich wie in 2010. In Zahlen ausgedrückt: Der Süden liegt etwa bei 14,5% - 15% Alkohol, der Norden bei 13%. Entscheidend für die Balance ist allerdings eben diese Frische und hohe Säure, welche beide, Vater und Sohn Tardieu, so noch nie gesehen haben. Entsprechend folgt die Rhone Bordeaux nach, denn auch dort besticht alles durch diese fantastische Balance und absolute Harmonie. Die weitere Besonderheit, auch die gab es in Bordeaux und an der Rhone, ist das Rot- wie Weißweine sensationell ausgefallen sind. Eigentlich logisch, denn wenn die Alkoholgradation nicht explodiert ist und die Säure erhalten blieb, dann profitieren natürlich die Weißweine im gleichen Umfang. Analogien zu früheren Jahren: Tardieu vergleicht 2016 mit 1990 mit der höchstmöglichen Übereinstimmung. Das gilt für die Südrhône. Die Nordrhone entspricht eher 1991. Natürlich sind 20 Jahre vergangen, höheres Rebalter und noch bessere und biologische Arbeit in den Weinbergen. Also Basis 1990 und 1991 mit einem kleinen Turbolader in der Entwicklung. Trotz dieser großen Klasse des Jahrganges 2016, gilt es an der Rhone wie in Bordeaux: Die Mengen sind absolut befriedigend. Es gab also keine knappe Ernte. Hervorragende „best ever“ Qualitäten in beiden Regionen bei gleichzeitig guten Mengen. Das freut den Winzer natürlich besonders. In Summe für die Rhone kann man sagen, ist es ein sehr gutes Jahr für die Syrah, aber ein extrem gutes Jahr für die Grenache. Dementsprechend ist die Südrhône ganz klar „beste ever“ und die Nordrhone auf einem Level der nahe an 2015 herankommt. Das Jahr 2015 aber nicht übertrifft. Die Südrhône war in Summe noch nie so gut wie 2016. Der Hermitage ist zu 100% aus Serine, auch genannt Petit Syrah, also der alten Form von der Syrah mit kleineren, dickschaligeren Beeren und einer höheren Säure. Die Reben sind hier über 60 Jahre alt. Hermitage wird komplett entrappt. Das erstaunliche ist: Cornas wird nicht entrappt, Cote Rotie wird nicht entrappt, Hermitage aber zu 100%. Vielleicht weil die Vorbilder Chave und Chapoutier schon immer komplett entrappen, hat sich dies hier in Hermitage eingebürgert, um die feineren, Pomerolartigeren Weine zu erzeugen. Diese alte Reben stehen auf ganz bekannten Lagen im Hermitage. Natürlich spontan im Holz vergoren, dann Ausbau in neuen, sowie gebrauchten Barriques, später dann auch im 1500 Liter Stockinger Fass. Und dieses komplette Entrappen im Hermitage lässt sich auch immer rausriechen. Wir haben hier immer weitaus weniger Krautwürze. Sehr viel präzisere, klarere schwarze Frucht. Maulbeere und Brombeere, unglaublich dichte, fast süße schwarze Kirsche. Das neue Holz ist leicht spürbar, leicht geröstete Aromatik, verbranntes Fleisch. Auch kommen hier etwas mehr Veilchen durch, dafür fehlt aber die aus den Rappen kommende Krautwürze. So puristisch, so gerade, so präzise. Und so unendlich fein, köstlich und raffiniert. Genauso geht es in den Mund, mit dieser unglaublichen Raffinesse. Wir sind total im Geradeauslauf. Biskuit schwimmt in schwarzer Kirsche, in süßer Maulbeere, in etwas Cassis. Nichts ist ausufernd, alles ist fein und köstlich. Der Wein ist schon jung ein Genuss. Das ist wie ein Chateau Evangile aus Pomerol in 2016. So präzise, so geradeaus. Feines Salz, tolle Säure und Frische bewahrend. Aber nichts kracht. Wir sind so anders als 2015. 2015 war das laute Jahr, wo alles zu viel war. Grandios ist es zwar, aber die Weine werden ewig liegen müssen. 2016 ist wie 2016 Bordeaux. Sofort alles zeigend und trotzdem können sie auf Grund höherer, nur sehr viel weicherer Tannine, ewig lagern. Sie werden immer köstlich sein und bleiben. Sie werden nie überfordern. So ein Finesse-Hermitage habe ich selten probiert. Ja, wir sind hier ganz sicher in der Liga von Chave und Chapoutier. 2016 Hermitage gehört für mich, in meinem persönlichen Geschmacksbild, noch vor 2015. Weil er feiner und köstlicher ist, ich will ihn nicht nur bewundern sondern mit Freude austrinken. Am Ende rollte alles mit einer schönen schwarzen Kirsche und schwarzer Lakritze wieder hoch. Salz verbleibt für Minuten auf der Zunge. Die ganz große, unendliche Feinheit. Für mich ist das ein superfeiner Riesen-Stoff. 100/100

Mein Winzer

Michel Tardieu – Nordrhone

Michel Tardieu ist inzwischen legendär und einer der besten Weinmacher Frankreichs. Robert Parker u. v. a. überhäuften ihn zu Recht mit Superlativen. Sehr oft arbeitet er an der Rhone und in anderen Regionen mit seinem Freund Philippe Cambie zusammen.

Hermitage 2016