Lobenberg: Der Name ist hier volles Programm: Muskat Freyheit ist Gernot Heinrichs »freie« Interpretation von Muskat. Frei im Sinne von frei von jeglicher Konvention. Unfiltriert, ungeschminkt, ohne Kitsch, irgendwo schräg aber dadurch auch total genial. Die Reben wurzeln an den Osthängen des Leithageirges auf Kalk und Glimmerschiefer. 86% Muskat Ottonel sorgen für ordentlich Aroma, die 14% Weißburgunder für Textur und Schmelz. Mitte September per Hand gelesen, eingemaischt und dann zur Spontangärung komplett auf der Maische belassen. Nach 15 Tagen dann behutsam in der Korbpresse abgepresst und mitsamt Hefe zurück in die Amphore für weitere 9 Monate Reife. Unfiltriert und komplett ohne Schwefel abgefüllt. Schon die Nase ist ein Ereignis! Feine Exotik eingebettet in frische Kräuter, ein Touch Maracuja, Litschi, Grapefruit, Koriander und Salbei. Auch ätherisch unterlegt mit Zitronenmelisse und Grapefruitschale. Am Gaumen dann mit irrem Spiel aus sanfter Cremigkeit, zupackender Säurestruktur und feinem Tanningerüst. Immer changierend in diesen Texturen. Dabei auch hier mit saftiger Exotik, etwas Papaya, grüne Mango, Mandarine, Kumquat und Zitronengras. Schiebt wie in Salz gewendet mit engmaschiger Kalksteinmineralität und ordentlich Grip über die Zunge. Komplett trocken, aber durchaus saftig und mit feinem Spiel. Schöne Bitterkeit und reifer Gerbstoff im langen Nachhall. Das ist kein Kompromissloser Orangewein, sondern irgendwo auch fein und schmeichelnd. Dieses Spiel aus exotischer Aromatik, gepaart mit ernsthafter Struktur und Frische ist wirklich ein Ereignis und macht diesen spannenden Stoff aus. Orangeweine auf Muskat-Basis können schonmal fett und damit belanglos wirken – dieser hier beweist mit gekonnter Balance das Gegenteil. Sehr schön! 94+/100