Lobenberg: Der »Hermann« feierte mit dem Jahrgang 2021 seine Prämiere. Es ist eine Selektion der ältesten Reben innerhalb des Talrain, Anfang der 1970er Jahre gepflanzt, wohingegen die Reben für den Talrain im Schnitt 20-30 Jahre alt sind. Muschelkalk mit Lössauflage, also eher schwere Böden, aber gleichzeitig ist das die kühlste Parzelle hier. Im etwas wärmeren Jahr 2022 präsentiert sich dieser Wein nun etwas runder, saftiger, hedonistischer noch in seiner Ausprägung. Das passt einfach perfekt zusammen mit dieser kühlen Lage! Wie in vielen Lagen von Ziereisen, haben wir auch hier überwiegend deutsche Spätburgunder-Genetik und auch der Ausbau erfolgt in Fässern aus deutscher Eiche. Die Vergärung hingegen in einem alten Holzgärständer von Rhône-Winzer Pierre Gonon, einem Freund und großen Idol von Hanspeter. Rund 40% Rappen in 2022. Die Nase ist schon betörend kirschig, saftig und tief. Dunkle Herzkirsche mit dunkler Himbeere, Veilchen, Kubebenpfeffer, dazu zerstoßener Kalkstein und eine ganz zarte Rauchigkeit. Diese Aromatik setzt sich dann auch am Gaumen fort, hier haben wir wieder viel Saft aus konzentrierter Kirsche, Himbeermark, dazu aber auch vibrierende, rote Frucht. Sauerkirsche, sogar etwas herbe Cranberry, dazu Pfeffrigkeit im Nachhall. Sehr lang und geradeauslaufend auf kalkig-salziger Mineralität. Frische Säure und geschliffenes Tannin sind dabei im ständigen Wechselspiel. Das ist schon deutlich konzentrierter und kraftvoller als der Debütwein im vergangenen Jahr. Geniale Tiefe und Aromenkomplexität. Wenn man hier einen Burgundvergleich nennen möchte, dann wäre es hier ein eleganter Vosne-Romanée. Ein großartiger, neuer Langstreckenläufer im Portfolio der Ziereisens, der aber jetzt in der Jugend auch schon so unglaublich entzückend seinen Charme ausspielt.