Lobenberg: Die Reben hier sind zwischen 1965 bis Ende der 60er Jahre gepflanzt worden und stehen auf reinem Jurakalk. Es gibt nur einige wenige Fässer von dieser Selektion. Der Name »Bürgin« steht in diesem Fall für die Familie, von der die Ziereisens diese Parzelle bekommen haben. Ausbau überwiegend im gebrauchten Holz von 225 Litern, nur ein geringer Anteil Neuholz. Darin bis August 2021 auf der Hefe belassen. Schließlich unfiltriert abgefüllt und im Frühjahr 2024 kommt er dann nach weiterer Flaschenreife in den Verkauf. Hier sind wir ebenfalls bei 50% Ganztraubenanteil mit den Füßen angequetscht. Allerdings haben Ziereisens eine Lesemannschaft, die geschult ist die Rappen an der richtigen, verholzten Stelle abzuschneiden. Selektierte, später hinzugefügte Rappen lehnt Hans Peter ab, da sie seiner Meinung nach durch das vorherige Abbeeren zu stark verletzt werden und dann »grüne« Aromen abgeben. Über diese Praxis gibt es unterschiedliche Ansichten, Fürst, Huber, Ziereisen machen es so, aber viele Weingüter in Deutschland und dem Burgund geben weiterhin nachträglich selektionierte Rappen hinzu. Im Grunde ist es auch egal, denn das Ergebnis sollte überzeugen, was in diesem Fall definitiv so ist! Die Nase ist betörend intensiv und irgendwo auch kühl zugleich. Schwarze und rote Kirsche, satt und süß, Blaubeere, Eukalyptus, Schlehe, Holunder, reif, dicht und unendlich fein dabei, fast zärtlich, dennoch ist das kein fragiler Wein, sondern ein Pinot mit viel Druck. Im Mund muss man erst mal einen Moment inne halten, die Augen ziehen sich zusammen, die Tannine sind reichlich, aber sie sind so poliert, ultra-seidig. Der Wein wechselt von schwarzer Frucht in der Nase mit würziger Rappigkeit und Holunder, zu süßer, roter Kirsche, sehr burgundisch, aber sehr in Richtung Corton laufend. Blind hätte ich den Wein nie nach Deutschland gesteckt, aber es ist andererseits auch keine Burgunderkopie, sondern einfach ein typischer Ziereisen in dieser hochfeinen Elegaz. Unendlich lange Mineralität, Kalkstein, Kreide, Salz, fast zärtlich wirkend und dennoch hochintensiv in den seidigen Tanninmassen. Total verspielt und finessenreich. Das wird in 10 Jahren ein Meisterwerk sein. 97+/100