Lobenberg: Die Trauben stammen aus dem 1973 festgelegten Kerngebiet DOCG Cerasuolo di Vittoria im Südosten Siziliens. Der Blend aus 70 Prozent Nero d'Avola und 30 Prozent Frappato wurde für ein Jahr in Barriques und 500 Liter großen Eichenholzfässern ausgebaut. Mittleres Rubinrot. Zarte Rosen im Bouquet, ganz feiner, ja, reifer Pfirsich und saftige Nektarine. Dann Sauerkirsche, Pflaume und viel Mineralik, Feuerstein im Mittelpunkt. Die Nase hat eine Hammerintensität an reifen dunklen Kirschen, Brombeeren, Blaubeermarmelade, aber auch getrocknete Cranberries und frischen Veilchen. Durchzogen mit getrockneten Kräutern, Lakritze und frisch gebranntem Ton. Das ist ein super feiner, eleganter und zugleich total verlockender Wein! Im Mund bin ich von der phänomenalen Frische des Weins geflasht – man hat sofort Lust auf den nächsten Schluck, so animierend und schwebend ist dieser Wein, dabei extrem fein und zart im Tannin. Er tänzelt regelrecht auf einem Teppich kirschig-sahniger Milchschokolade. Im Mund kommt diese unerwartete Struktur mit einer ordentlichen Menge an Tannin, das aber fein und rund poliert ist. Knackig frische Sauerkirsche, frische Pflaume, ein Hauch Vanille, Zimt und viel Würze. Der Wein bleibt einige Minuten im Mund, und Bitterschokolade hallt mit roter Kirsche und Cassis nach. Etwas mehr Druck in der Mitte als der Namensvetter der benachbarten Bio-Azienda COS. Dieser Cerasuolo ist saftig, reif, üppig und das alles ohne schwer zu sein, ohne satt zu machen. So fein und doch mit hoher Intensität kann also bei Gulfi ein Topwein auch aussehen, Gulfi kann eben auch äußerste Finesse. Immer auf Trinkfluss ausgelegt, wollüstig mit samtig intensiver Frucht und noch mehr Seide. Und das wird bereits im Antrunk klar. Nerello Mascalese vom Etna oder Cerasuolo aus Vittoria, das beides ist Italiens beste Antwort auf Burgund, es gibt gerade mal 3276 Flaschen. 94-95/100
2019 war im Südosten Siziliens ein besonders warmes, trockenes Jahr. 40°C sind hier tagsüber nichts Außergewöhnliches, und die hohen Tagestemperaturen werden regelmäßig mit kühlen Nachttemperaturen von gerade mal 20°C ausgeglichen. Dieses Jahr tauchten erstmals die »Chiccalina« in den Weinbergen des Südostens Siziliens auf. Die kleinen Grashüpfer lieben den Saft der Rebenblätter, was dazu führt, dass diese früher braun werden und der Rebstock folglich die Fotosynthese verlangsamt. Bei Trauben aus betroffenen Weinbergen ist besonders viel Gefühl im Keller gefragt. Es muss behutsam gepresst werden, um sicherzustellen, dass keine grünen Aromen aus den Traubenschalen extrahiert werden. In diesem Jahrgang kann daher nicht generalisiert werden, denn die Qualität der Weine hängt sehr vom Können der Winzer ab. Bei vielen Weingütern erfolgte die Lese 2019 einige Wochen später, um den Trauben mehr Zeit zum Reifen zu geben. Bei Topweingütern erfolgte eine penible Selektion, dennoch waren die Alkoholwerte durch geringere Zuckerwerte niedriger als gewöhnlich und die Weine zeigen sich trotz der Wärme des Jahrgangs elegant und mit präziser Frische.