Lobenberg: Was sich in den beiden „einfachen“, reinsortigen Reserve-Weinen schon gezeigt hat, findet hier noch mal als i-Tüpfelchen. Im September 2017 geerntet, dann im großen Holzfass vergoren. Erst im Frühjahr 2020 abgezogen und im Juni gefüllt. Wir haben hier Sauvignon Blanc und ein wenig Chardonnay. Es werden nicht die reifsten Trauben selektiert, sondern die schönsten, knackigsten. Es geht Gesine Roll eher um die physiologische Gesundheit bei moderater Reife und gesunder Säure. Beides auf kargen Kalkstein-Lagen gewachsen. Die Hochlagen lassen die Trauben langsam ausreifen und bringen auch bei moderater alkoholischer Reife zu einer hohen aromatischen Reife. Und das spürt man auch. In der Nase haben wir eine tolle Balance zwischen einer fast Loire-artigen Frische und eine wunderbar einnehmende Fülle, die eindeutig vom Holz geprägt ist. Fein-nussige Aromen kombiniert mit gelber Birne und weißfleischiger Birne, dazu ein Hauch vegetale Aromen von Heu und Kamillentee. Die Nase hat schon einen wunderbaren Sog. Der Mundeintritt ist dann ein phänomenal geballter Kalkeindruck. Gesteinsmehl, Graphit, Kreide. Aber in keinsterweise aggressiv, sondern geschmeidig, ja fast cremig eingebunden. Wunderbare Fülle und beste Phenolik am Gaumen. Auch wieder fein-saftige Birnenaromen mit warmen Zitrusnoten, reife Grapefruit, Blutorange und das ganze immer weich eingebunden. Bis in den Nachhall reicht das Wechselspiel zwischen der Loire-Frische und einer Burgunder-Cremigkeit. Sehr beeindruckend und dem Namen Grande Reserve mehr als gerecht werdend. 95/100