Lobenberg: Alles sehr alte Reben am Fuße der Berge von Gigondas, seit Jahrhunderten ist die Domaine im Familienbesitz. In Gigondas ist es Vorschrift, dass mindestens 50% Grenache enthalten sind. Bei Saint Cosme sind es 70%, dazu kommen rund 14% Syrah, 15% Mourvedre und 1% Cinsault. Die spät reifende Mourvedre wird im Gigondas und dessen Berglagen so gerade eben reif, sie gibt aber eine schöne Würze und bringt eine elegante Struktur, wenn sie reif ist. Mourvedre nimmt im südlichen Rhone-Delta aber wegen der Klimaerwärmung gerade dramatisch zu. Durch die höhere Wärme ist diese spätreifende Traube inzwischen perfekt angekommen. Bei Louis Barruol wird alles aus Gigondas als Ganztraube inklusive Rappen vergoren, natürlich spontan. Der Ausbau erfolgt wie üblich im Barrique, zum Teil neues Holz. Sie sind organisch, aber sie sind nicht zertifiziert. Wie 2019 sind die Mengen 2020 leicht reduziert, ansonsten war es ein sehr harmonisches, laid-back Jahr mit großer Harmonie. Nicht nur rote Himbeere und Brombeere, sondern auch ein bisschen Cassis und sehr viel Eukalyptus und Minze, grünes Zigarrendeckblatt, komplex und saftig, tolle Nase, deutliche Garrigues-Note, Unterholz, Rappen, große Frische. Auch noch etwas vom Holz geprägt, feines Toasting. Im Mund unglaubliche Massen an schwarzer Kirsche, etwas Cassis und Blaubeere, sehr reich, und doch allerfeinstes Tannin. Geschliffen, burgundisch, ein schwarzfruchtig frischer Morey Saint Denis, ein Touch allerfeinsten Barbaresco darunter. Kräuter der Provence, Garrigue, Unterholz, neues Barrique, satte schwarze Kirsche, üppig, reif, reichhaltig und dabei so gar nicht dick und fett, nur charmant und fein und seidig, frische Finesse total. Ich wusste vorher nicht, dass Gigondas so fein sein kann, ich fühle mich ein wenig an Gourt de Mautens aus Rasteau erinnert, meine persönliche Benchmark der Südrhône. Louis, was für ein feiner, feiner Wein! 95-96/100 *** 2020 gab es an der Rhône insgesamt relativ normale Mengen. An der Nordrhône vielleicht sogar etwas mehr als im Durchschnitt. Im Süden hatten die Reben deutlich mehr mit Trockenstress zu kämpfen, weil hier im Sommer nur wenige Millimeter Regen fielen. Aber besonders die Reben auf Lehmböden und die alten, tiefwurzelnden Rebstöcke, konnten das Ganze gut wegstecken. Probleme gab es erst während der Lese, weil es um den 20. September relativ starke Regenfälle zwischen 40 und 60 Millimetern pro Quadratmeter gab. So kann man durchaus unterscheiden zwischen Weinen, die vor dem Regen gelesen wurden und jenen, die erst danach den Weg in die Keller fanden. An der Südrhône erinnert 2020 sehr an 2018. Wir haben eine sehr saftige und reiche Frucht, aber nicht dieses extrem Fette, ja fast Dramatische, aus 2019. Im Süden ist es – anders als an der Nordrhône – eher kein klassischer, sondern ein saftiger, fruchtstarker Jahrgang wie 2018, der auch schon ziemlich perfekt gelungen war. In Summe ist 2020 an der Rhône ein großes Jahr. Balancierter und harmonischer als das Kracher-Jahr 2019.