Lobenberg: Der Weinberg wurde 1902 gepflanzt. Der Wein steht komplett auf Kalkstein mit purem Sand, was ja für die größte Finesse bürgt. Exakt der gleiche Untergrund wie bei Rayas in Chateauneuf auf der Lage Le Claux. Auch dieser Weinberg ist zu 100 Prozent mit Grenache bestockt. 270 Meter hoch, Nordwest-Exposition. Das heißt, es ist der kühlere Weinberg. Diese Lage ist bei den Juroren nicht selten der Primus inter pares. Ich selbst bin häufig eher bei Le Claux wegen der größeren Feinheit und Frische. Die kleinste Lage ist Le Poste. Aber Hominis Fides hat irgendwo einen Kultstatus, warum auch immer. Hominis Fides drückt aus dem Glas, Power, Saft, dunkel, würzig, wuchtig, angeflämmtes Fleisch, Rosmarinzweig, Veilchen und konzentrierte Tulpen ohne Ende. Sicherlich der intensivste der drei mit dieser hohen Aromatik. Große Eleganz und perfekte Balance in 2020, nicht unwesentlich an das tolle, ausgewogene 2012 erinnernd. Satte Maulbeere darunter, süße Blaubeere, Schwarzkirsche, viel Schub, viel Speck und Fett. Unglaublich viel Süße, die dominant vor allem aus der Lakritze kommt, dicht, packend, fast überwältigend in seiner Intensität und der Dramatik des Auftritts. Die 2020 sind in ihrer Eleganz ähnlich zu den 2016ern, 2012ern, 2008ern, auch wenn sie reifer und perfekter sind als 2008, das ist klar. 100/100 *** 2020 gab es an der Rhône insgesamt relativ normale Mengen. An der Nordrhône vielleicht sogar etwas mehr als im Durchschnitt. Im Süden hatten die Reben deutlich mehr mit Trockenstress zu kämpfen, weil hier im Sommer nur wenige Millimeter Regen fielen. Aber besonders die Reben auf Lehmböden und die alten, tiefwurzelnden Rebstöcke, konnten das Ganze gut wegstecken. Probleme gab es erst während der Lese, weil es um den 20. September relativ starke Regenfälle zwischen 40 und 60 Millimetern pro Quadratmeter gab. So kann man durchaus unterscheiden zwischen Weinen, die vor dem Regen gelesen wurden und jenen, die erst danach den Weg in die Keller fanden. An der Südrhône erinnert 2020 sehr an 2018. Wir haben eine sehr saftige und reiche Frucht, aber nicht dieses extrem Fette, ja fast Dramatische, aus 2019. Im Süden ist es – anders als an der Nordrhône – eher kein klassischer, sondern ein saftiger, fruchtstarker Jahrgang wie 2018, der auch schon ziemlich perfekt gelungen war. In Summe ist 2020 an der Rhône ein großes Jahr. Balancierter und harmonischer als das Kracher-Jahr 2019.