Lobenberg: Die Rebsorte Pais hat immer etwas Rustikales, hinzu kommen die spezifischen Ausdrucksformen der Granitböden. Die Weine haben reichlich Frucht, aber es ist sicher kein einfacher Saufwein, wie er in der Vergangenheit hier in der Region aus Pais gewonnen wurde. Der Wein übersteht locker sieben bis acht Jahre Lagerung, er kann aber auch schon direkt getrunken werden, entwickelt sich jedoch über das ein oder andere Jahr hinweg weiter. Historisch ist Pais eine sehr bedeutende Rebsorte, kam sie doch 215 Jahre vor der Cabernet Sauvignon nach Chile, die heute für die Ur-Rebe Chiles gehalten wird. Die Nase dieses recht hellen Weins ist eine recht witzige Mischung aus Himbeere, Erdbeere, frischer Zwetschge und etwas provenzalischer Würze. Ein bisschen Geruch von den Rappen. Im Mund kommt zu den genannten Früchten ein bisschen Rustikalität. Aber auch ein bisschen süße Kirsche und etwas Zitrus an den Seiten. Gute Frische zeigend, Orangenschale, ein leichter Bitter-Touch. Der Wein erinnert mich im Mund ein bisschen an die piemontesische Freisa, ohne ganz so bitter zu sein. Parallel dazu hat er Assoziationen an die mallorquinische Callet. Also eine Mischung aus dieser weichen, burgundischen Kirschigkeit und der etwas krautwürzigen, sperrigen Freisa. Sehr schöner Wein, aber auch ein ganz klein wenig Freakshow. Süffig, lecker und zugleich ein bisschen anspruchsvoll. Aber sehr schlank, nie fett werdend, sodass es letztlich ein elegant-rustikaler Wein ist. Das gefällt mir gut.