Lobenberg: Ein Wein aus den Rebsorten Carignan und der autochthonen Mataró. Die Rebsorte Mataró spielt eine völlig untergeordnete Rolle. Man hätte sie gesetzlich nicht nennen müssen. Eines von zwölf Fässern ist Mataró, die anderen elf sind Carignan. Die Reben sind über 75 Jahre alt und stehen auf Granitböden. Zum Teil harter Granit, zum Teil Verwitterungsgestein, sodass die Reben tief wurzeln können. Buschweine, nur 1500 Pflanzen pro Hektar. Circa 1,5 Kilo Ertrag pro Pflanze. Der Weinberg liegt in der Coastal Range, das sind die küstennahen Bergmassive mit den sehr viel älteren Gesteinsformationen als in den Anden. Die Region um Truquilemu ist die frischeste und kühlste der gesamten Ecke rund um Maule, wo es sowieso schon eher kühl ist. Hier muss man eher darauf achten, die Reife zu bekommen. Man arbeitet in diesem Bereich nicht mit einem Besitzer-Partner, sondern total in Eigenregie. Natürlich biologische Weinbergsarbeit. Der Wein wird Pale genannt, weil es eigentlich ein Rosé ist. Ein Wein mit einer ganz blassen Farbe, entstanden aus einem Tasting mit einem englischen Importeur, der diesen „Hauswein“ der Besitzer so liebte, dass er sie überreden konnte zur beständigen Erzeugung. Viele sagen, dass das einer der besten Rosés der Welt ist, in jedem Fall aber klar der beste Rosé Chiles. Er hat Power und viel Körper. Eine Menge Kirsche dominiert Nase und Mund. Aber gleichzeitig auch Zitrusfrüchte. Eine strahlende Säure, etwas phenolische Noten dabei. Pale ist auch der falsche Ausdruck, weil es eigentlich ein tiefes Pink ist. Neben der Kirsche kommen auch Himbeere, Blutorange, kandierte Früchte und Rosenblätter. Der Wein hat durchaus Druck. Es ist ein durchaus ernsthafter und seriöser Wein, mit einer sehr passenden leichten Schärfe und einem langen, salzigen Finish. Neben Kirsche und Himbeere auch ein leicht balsamischer Unterton. Waldbeeren und viel blumige Noten. Auch ein Touch Granatäpfel und Cranberry im Mund. Auf jeden Fall ein Rosé mit so viel Standing, dass er problemlos ein Essen begleiten kann – von der Gänseleber bis zum reichhaltigen Sushi. Aber auch generell zur asiatischen Küche und zu Gemüse. Im Finale fasziniert mich am meisten diese Kombination aus der leichten Himbeer-Kirsch-Dropsigkeit mit salziger Zitrone. Enorm langes Finish. Ich finde, dieser Wein hat durchaus auch ein Stand Alone, er muss nicht kombiniert werden mit Essen. Aber er ist wie alle Weine von Garage Wines ein Unikat. Ein schwer vergleichbarer Wein. Am ehesten könnte ich ihn vielleicht vergleichen mit den Top-Rosés von Clos Cibonne aus der Provence, mit einem Jura-Rosé und mit einem Touch Azoren-Rosé. Der salzige Nachhall vergeht für Minuten nicht. Das ist schon schräges Zeug, aber gleichzeitig auch ein genialer Wein. 97-98/100