Lobenberg: Ein weiterer Wein aus der Single Ferment Serie. Das bedeutet, dass Trauben aus verschiedenen Weinbergen zusammen fermentiert werden. Die komplett entrappten Beeren werden dem Gärprozess Stück für Stück zugegeben. Also fast eine never ending story. Keine Temperaturkontrolle, komplett entrappt, jedoch werden bis zu 30 Prozent reife, braune Rappen wieder hinzugegeben. 2.960 Flaschen gibt es von diesem Wein. Die Säure liegt bei 5,75 Gramm, der pH-Wert bei 3,36, der Restzucker bei 1,9 Gramm und der Alkoholgehalt bei 13,8 Volumenprozent. Die Cinsault wächst in zwei Weinbergen: Portezuelo und Guarilihue, die 1,5 und 4 Hektar groß sind. Die Reben sind über 60 Jahre alt. Es sind alte Buschweine. Granitböden mit einem ganz großen Quarzanteil. Nur 1,5 Kilo Trauben pro Pflanze. Diese beiden Weinberge gelten seit Jahren als die besten Cinsault-Weinberge Chiles. Hier ist historisches Farming angesagt, also alles Handarbeit, Pflügen und Bearbeitung nur mit dem Pferd. Die Weine werden spontan in offenen Fermentern vergoren. Nur ganz sachtes Runterdrücken des Tresterkuchens. Auch die Pressung erfolgt per Hand in einer Korbpresse. Die Hauptaromatik ist dunkle Pflaume, dunkle Erde, Zedernholz und diverse Gewürze. Gleichzeitig ganz stark von Sauerkirsche unterlegt, ein leichter Groudron-Touch in der Nase. Die Nase kommt dunkler und üppiger rüber als der Mund dann erscheint. Auch wenn es immer noch ein reicher, üppiger Mund ist, sind es sehr zwar reife, aber sehr elegante dunkle Kirschen. Schwarze Kirschen und auch Amarena Kirschen. Die Tannine sind ausgesprochen fein. Der Wein hat sowohl Power als auch gleichzeitig eine fast zärtlich anmutende Feinheit. Die Intensität der Nase ist schon faszinierend. So langsam gesellt sich auch ein bisschen Granatapfel dazu. Aber alles ganz reif bleibend. Diese Erdigkeit mit der dunklen Backpflaume ist schon irre. Im Mund zusätzlich Sauerkirsche, Salz und Granit, der an Kalkstein erinnert. Schicke Länge und tolle Würze an der Seite. Ein Wein, der wieder einmal ganz allein steht und mit den anderen Weinen aus dem Haus nicht vergleichbar ist, weil die Frucht so eigenwillig ist. Der Untertitel des Weins „The Soothsayers“ ist ein veraltetes Wort: Sooth als Wahrheit, also jemand, der die Wahrheit spricht. Die Frau des Winemakers sagte ihm, als er die neue Rebsorte Cinsault mit in die Produktion nehmen wollte: «Denke an die Iden des Märzes.» Ganz im Sinne der alten römischen Geschichte, als Brutus Cäsar an den Iden des Märzes – der 15. März – umbrachte. Sie warnte ihn davor, beim Erntebeginn um den 15. März nicht alles zu nehmen, was er an tollen Trauben fand, weil es einfach nicht in den Keller passte. Der Mann gefällt mir, er ist ein qualitativer Nimmersatt. So wie ich es im Handel bin, ist er es im Winemaking. Auf jeden Fall schon ein ziemlich eigenwilliger, witziger, freakartiger Cinsault. Ein weiterer Stand Alone aus dem Hause Garage Wines.