Lobenberg: Der Unendlich ist kein Wein, den es jedes Jahr geben muss. Er entsteht nur dann, wenn die Natur alles liefert – nicht nur perfekte Trauben, sondern auch das Gefühl, dass es mehr braucht als nur Technik und Können, um diesem Namen gerecht zu werden. 2023 war so ein Jahr. Nach dem Verzicht auf beide Unendlich-Weine im Jahr 2022 war schnell klar: jetzt passt alles. Kleine, hochkonzentrierte Beeren, leuchtend in der Aromatik, mit perfektem Gleichgewicht aus Reife, Frische und innerer Spannung. Lucas Pichler entschied sich wieder, diesen großen Veltliner zu füllen – aus tiefem Respekt vor dem Jahrgang und dem, was die Lagen ihm gegeben haben. Ausbau im Tonneau mit rund 50 % Neuholz, aber nichts wird überdeckt, nichts beschwert. Die langen Monate auf der Feinhefe geben dem Wein Tiefe, Textur, dieses samtige Gleiten, das man sonst nur in den ganz großen Burgundern findet. Schon beim ersten Hineinriechen ist klar: das ist kein klassischer Grüner Veltliner, das ist ein Monument von Wein. Feine Reduktion, rauchiger Stein, ganz subtil Holzgewürz, dann kandierte Zitrusfrüchte, Amalfi-Zitronenöl, ein Hauch Grapefruitzeste, reife Marille, gebackener Boskoop, ein wenig weißer Tee, Kamille, fast ein Anflug von gerösteter Haselnuss. So komplex, so tief, dabei völlig unaufgeregt. Die Nase wirkt eher wie ein großer Meursault oder ein Corton-Charlemagne, mit dieser cremigen Noblesse und der gleichzeitigen Präzision, die unter die Haut geht. Am Gaumen dann so etwas wie ein Schauspiel aus Dichte, Energie und Spannung. Der Wein breitet sich sofort aus, füllt den Mund komplett, mit einer fast öligen Textur, aber getragen von dieser salzigen, kalkigen, elektrisierenden Mineralität, die einen durchzuckt. Tropische Frucht trifft auf helle Zitrusaromen, alles glockenklar und in sich ruhend. Darunter liegt ein ganz feines, fast burgundisches Tannin, das dem Wein Rückgrat verleiht, ohne Härte, dafür mit einem Grip, der bleibt. Und immer wieder diese salzige Tiefe, dieser kühle Rauch, fast wie zerstoßenes Gestein – nichts Lautes, alles fließt, alles ist harmonisch verwoben. Und dann dieses irre Finale! Minutenlang. Salzig, konzentriert, saftig, hell. Die Aromen bleiben auf der Zunge stehen wie auf einer Leinwand, fein, differenziert, strahlend. Der Unendlich 2023 ist kein Wein für laute Gesten – er ist pure Essenz. Veltliner in seiner elegantesten, kraftvollsten und zugleich ruhigsten Form. Wie ein großer Burgunder mit österreichischer Seele. Ein Meilenstein.