Lobenberg: Der Ertrag lag 2022 bei 30 Hektoliter pro Hektar – die sehr alten Reben hatten kaum Ertragsausfälle. Die Trauben wurden schon am 31. August gelesen, also zwei Wochen nach dem letzten Regen. Lieu-dit Saint-Joseph ist sicherlich die bedeutendste und anerkannteste Lage in Saint-Joseph überhaupt. Reiner Granit, uralte Reben. Das ist der Kern von Saint-Joseph, diese Lage hat die Appellation so berühmt gemacht. Der 2022er ist unglaublich sauber definiert in der Nase. Fokussierte, konzentrierte, aber nicht marmeladige Kirschfrucht. Immer geradeauslaufend. Schon in der Nase eine saftige, versammelte Aromatik. Ein leichter Himbeerhauch an der Seite mitlaufend. Ein wenig rote Johannisbeere. Das strahlt Spannung aus und ist dabei unglaublich dicht, ohne wuchtig oder fett zu sein. Im Mund wird das von einer extrem hohen Intensität unterstrichen. Aber auch hier ob der fehlenden Vollhefe und dem fehlenden Schwefel in der Fassprobe super sauber definiert. Mit schwarzer Frucht, roter Kirsche, Sanddorn, Orangenzesten, Salz, Mineral und Gestein unterlegt. Fast ein bisschen wie ein Morey-Saint-Denis in seiner schwarzen Ausprägung daherkommend. Erdig, fein und elegant. Nichts läuft auseinander, alles bleibt auf Spur, immer geradeaus. Ein archetypischer, perfekter Saint-Joseph – alles stimmt, alles ist balanciert. Der Wein ist kein Monster, sondern ein spannungsgeladener und eleganter Traum, mit unendlicher Länge. Kraftvoll und trotzdem seidig. Gute Fülle und trotzdem eher schlank als fett. Wuchtig, aber nicht dick. Einfach ein großer, perfekter Wein aus Saint Joseph. 99-100/100 *** Der Lieu-dit Saint-Joseph gehört in die sogenannte Sélection Parcellaires, also zu den besten Weinen von Ferraton. Es ist die mit Abstand berühmteste und beste Lage in Saint Joseph, alle Toperzeuger wollen hier etwas haben. Natürlich bei Ferraton biodynamisch. Die Exposition des Lieu-dit Saint Joseph ist Südost. Der Wein wächst zu 100 % auf Granit. 100 % Syrah oder Serine, wie die uralte kleinbeerige Form der Syrah hier genannt wird. 70 Jahre alte Reben. Die Trauben werden komplett entrappt. Vergoren wird spontan im Beton, auch die Malo läuft dort ab. Danach wird ganz sanft abgepresst, überwiegend nur der Free Run Juice verwendet. Der Wein bleibt bis zum Frühjahr auf der Feinhefe. Der 16-monatige Ausbau geschieht im Tonneau mit einem Neuholz-Anteil von rund 20 Prozent in 2022. Dadurch, dass der Winemaker Damien den Schwefeleinsatz auf ein Minimum reduziert – im Keller wird den Weinen erst nach drei Monaten im Fass minimale Mengen zugegeben – werden die Weine deutlich präziser und eleganter. Auch zieht er die Weine nach der Malo ohne die Vollhefe aus dem Beton. Das ist neu in 2022 und dadurch ist das Jahr feiner, mittiger und mineralischer als die Vorjahre. Die Weine kommen etwas weniger voluminös und fleischig rüber. Der Alkoholgehalt der Weine liegt zwischen 13 und 13,5 Volumenprozent.
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!