Lobenberg: Das Label zeigt die Kirche des gegenüberliegenden Ortes und den darunter liegenden Weinberg, also eigentlich den Ausblick aus dem Clos Sainte Hune und nicht den Clos selbst, wie man vielleicht meinen würde. Sehr feinziselierte, ruhige Nase, weißer Pfirsich, Feuerstein, leicht reduktiv, mit hoher Spannkraft, Kalkstaub, fast etwas an einen Morstein von Wittmann erinnernd in dieser ruhigen Kraft. Grüne und gelbe Birne, Honigwaben und weißer Tee, leichte Ingwerschärfe mit einem Hauch Safran darunter. Der Mund ist geschmeidig und sehr konzentriert, dicht verwobene Schichten aus hellgelber, gelber und weißer Frucht, darunter viel Tee und herbsüße, medizinale, tonische Kräuterfrische. Das ganze zu einem monolithischen, fast überwältigenden Riesling verdichtet, der mit gewaltiger Intensität und Dichte am Gaumen aufschlägt, süß und reich ausklingt, auf herbsalzigen, kreidigen Gerbstoffen dahingleitet. Braucht sehr, sehr viel Zeit, um diese Reichhaltigkeit zu verdauen, kann aber in 30 Jahren mal zu den ganz großen Zählen. Auf rassige Säure und kargen Mineralbiss darf man allerdings nicht stehen. Der Sainte Hune kommt über Großrahmigkeit, über dunkle, fast dramatische Mineralität, die ebenfalls ausladend und ruhig daherkommt. Mit der Feinnervigkeit und Rassigkeit eines deutschen Grands Crus hat das nichts zu tun, davon muss man sich verabschieden. Aber die Tiefe, Wucht und Dramatik dieses Stils sind schlicht atemberaubend. 96/100