Lobenberg: El Carretil ist wie Pison ein Einzellagen-Rioja, 1930 gepflanzt, reiner Tempranillo, aktivkalk und Silizium mit etwas Lehm. Das sind zwei der besten Lagen ganz Spaniens. Carretil liegt auch in Laguardia, hat 3,6 Hektar als Amphitheater in kühlerer Ostexposition, er ist immer etwas tänzelnder, etwas weniger reich und warm als Pison. Für mich ist Carretil häufig der beste Wein von Artadi, weil er kühler und verspielter ist als der generösere Pison. Supercharmante, dunkle Himbeernase im Angang. Floral, Jasmin, Rose, Veilchen, Vergissmeinicht, dazu Minze, Holunder und Anis. Dunkle Knubbelkirsche, reife Zwetschgen. Etwas Unterholz, Süßholz und Rappen. Orangenzesten, Bitterorange, Chilli, Pfeffer, Piement, feine Schärfe in der Nase. Im Mund viel Salz und Chilli mit Kreide und Kalkstein, Schärfe mit immens steiniger Mineralität. Minze mit Holzkohle. Kühl, krautwürzig, eine Turbo-Version des Valdegines, etwas grün (Ostexposition), Hochlagen-Feeling. Galizien, Valdeorras kommt mir in den Sinn, eine feinere Menzia-Version mit etwas krautwürzigem Nebbiolo und einem Touch Pinot Noir aus großer Höhe. Costers del Segre, Pyrennäen? Sicher früh geerntet 2020 um diese famose Frische und minzige Krautwütze zu erhalten. Man merkt, dass Carlos und Juan Carlos de la Calle 2020 mit viel Verstand und Analythik in der Laubarbeit und im Erntezeitunkt unterwegs waren. Nur 25% neues Barrique und ein Teil im größeren Tonneau helfen sicher auch. Das ist dichter und zugleich ultrafeiner Stoff voller Spiel und Finesse und sehr Unikathaft. 98-100/100