100% Tempranillo. Die früheren Weine „Pagos Viejos“ Und „Grandes Anades“ werden zu Gunsten der Individualität der in verschiedenen Gemeinden, und auf völlig unterschiedlichem Terroir und mit verschiedenem Rebalter wachsenden Weine, separat vinifiziert und unter dem Namen ihrer Lage abgefüllt. Eine nur 5 Hektar große Einzellage in Form eines Halbrunds, ein Amphitheater wie auch der El Pison. Der Weingarten liegt auch in Laguardia, am gleichen Berg wie der El Pison, nur einige Höhenmeter tiefer. inzwischen vollständig separat vinifiziert und abgefüllt. Wie der Pison auf Kalkstein und purem Kalksandsteinfelsen mit sandig, lehmiger Auflage. Die geringere Höhe der Lage (man muss zur Relativierung ergänzen, dass Carretil und Picon die zwei höchstgelegensten Lagen Artadis und der Rioja überhaupt sind) und die leicht andere, östlichere, kühlere Exposition am gleichen Berghang macht wohl den Unterschied aus. Der Carretil war früher schon mal separat vinifiziert worden, er firmierte damals unter 'Grandes Annades'. Da gab es ob der unendlichen Rioja-Power auch schon mal 100 Punkte von Parker. Das Halbrund hat eine Südost-Exposition. Ganz armer Boden, die nicht bewässerten uralten Pflanzen (> 80 Jahre) müssen schon richtig nach unten arbeiten. Ab dem Jahrgang 2011 hat Artadi die Weinbergsumstellung auf vollständige biologisch-organische Arbeit abgeschlossen. Die Weinberge 'Pison' und 'Carretil' werden sogar biodynamisch bewirtschaftet, das wird Stück für Stück auch mit den Lagen 'Valdegines' und 'La Poza' erfolgen. Der Einklang mit der Natur ist das höchste Ziel der Familie de la Calle, Weine als perfekter Ausdruck des absolut naturbelassenen Lobenberg: Terroirs. 2014 war wie überall in Europa von Wettercapriolen geprägt. In der Basis gab es viele schwache Weine, die besten Erzeuger haben Europaweit jedoch grandiose Weine ins Fass gebracht. Der seit 18 Jahren bei Artadi beschäftigte französische Kellermeister Jean Francois wagt sogar den Vergleich mit dem grandiosen Jahrgang 2001. Nur etwas spannungsgeladener und dichter, bei gleichzeitig feinerem Tannin und etwas frischerer Säure, sei 2014. Geschuldet ist dieser 2014 den inzwischen deutlich älter gewordenen Reben, dem taktgenaueren Erntezeitpunkt und der besseren und feineren Kellertechnik. 2014 ist feiner und graziler als 2009 und 2011, ist aber nicht ganz so federleicht wie der schwebende, filigrane Jahrgang 2010, er hat mehr Power als der burgundische 2012. Eben 2001 in frischerer und erhabeneren Form. Wie immer vereint der Carretil schon in der Nase die große Erhabenheit des Pison mit der Wärme des La Poza und der Kühle und Frische des Valdegines. Diese perfekte, burgundisch reichhaltige Symbiose ist für mich die Perfektion bei Artadi und mein erklärter Liebling, auch wenn ich dem Pison oft mehr Größe attestiere. Ich trinke den feinen Carretil als perfekten Ausdruck der Rioja für mein Leben gern. Sauerkirsche dominiert klar vor feiner, roter, süßer Kirsche. Rote Johannisbeere, total verspielt, dennoch ungemein dicht, nur weniger fett als Poza und Pison. Helle Schokolade und Kreide im Mund, feinstes Süßholz, Minze, süße Zwetschge und Waldhimbeere neben der Sauerkirsche und Johannisbeere. Ein drahtiger, burgundischer Tänzer mit etwas mehr Erhabenheit als der ähnliche 2012. Ein Turbo-Volnay von d’Angerville. So wie dieser Carretil muss für mich ein junger Rioja schmecken. Großer, feiner, verspielter Soff mit unterschwellig reicher Kraft und immensem, seidigem Tannin. Mit dem Las Beatas von Telmo Rodriguez mein Lieblingswein bei den Jungweinen Spaniens, denn es kann ja nicht immer nur 40 Jahre alte Vega Sicilia oder Tondonia geben. 97-100/100