Dr. Loosen: Riesling Erdener Prälat Auslese Goldkapsel 2024

Dr. Loosen: Riesling Erdener Prälat Auslese Goldkapsel 2024

VDP

Zum Winzer

97–99
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süß
9,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2074
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
sehr süss
3
Lobenberg: 97–99/100
Suckling zu 2023: 98/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Erdener Prälat Auslese Goldkapsel 2024

97–99
/100

Lobenberg: Für die restsüßen Weine wendet Ernie seit geraumer Zeit ein Verfahren an, dass er Teabag-System nennt. Also eine Infusion von ganzen Beeren wie bei einem Teebeutel. Dazu werden ungefähr 10 Prozent ganze Trauben in die Tanks gegeben, dann kommt der frische Traubenmost drauf und die Spontangärung beginnt. Anschließend wird der Wein von den Trauben abgestochen und ins Holz gegeben zur Lagerung. Ernie geht immer mehr zurück auf Holz, für die GGs sowieso, aber nun auch für die Prädikate. Die Prälat-Auslese gibt es überhaupt nur als Goldkapsel. Das hat aber keinerlei Aussagekraft in Bezug auf den Botrytisanteil, denn in 2024 gab es nicht viel und auch hier ist nicht viel enthalten. Es ist dennoch die Turboversion einer Auslese aus über 100 Jahre alten, wurzelechten Reben in Einzelpfahlerziehung. Das Ganze wird an einem Tag selektiv geerntet mit dem gesamten zur Verfügung stehenden Lese-Team. Das GG und diese Auslese werden stets gleichzeitig geerntet. Die Botrytis und überreife Trauben für die Auslese GK und die perfekte Reife für das GG werden in getrennten Behältern gesammelt. Ein irrer Aufwand und eine verrückte Kletterpartie an einem der steilsten Hänge der Mosel. Die Nase des 2024ers ist kühl und steinig, Zitronenverbene, Orangenblüte, reife Grapefruit, ein bisschen grüne Olive. Eine Orgie des Rieslings, alle Fanfaren wehen, das volle Orchester spielt, aber es spielt etwas leiser als 2023, ist feiner und straffer gezeichnet. Ich mag das sehr. Selbst in dieser Prälat GK ist es tänzerisch und frisch, bei aller Komplexität ein famoser Trinkspaß, der keine 20 Jahre weggesperrt werden muss, sondern direkt voll da ist und animiert. 97-99/100

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
98
/100

Suckling zu 2023 über: Riesling Erdener Prälat Auslese Goldkapsel

-- Suckling zu 2023: Fantastic exotic fruit character is married to insane acidity on the very concentrated and compact palate. Terrific finesse and precision in the enormously intense finish. The mango notes are so beautiful and fascinating. Extremely long, refined finish.

Mein Winzer

Dr. Loosen

Eine der Wiegen des Weinbaus an der Mosel liegt in Bernkastel-Kues. Heute ist das kleine Örtchen an vielen Wochenenden im Jahr touristisch völlig überlaufen. Aber abseits der historischen Innenstadt liegt als kleine Perle das international renommierte Weingut von Dr. Loosen.