Lobenberg: 30 Jahre alte Reben auf purem Schiefer im Kinheimer Rosenberg. Ein Pinot Noir vom Rotschiefer, was sehr selten ist. Spontane Vergärung mit 30 Prozent Rappenanteil, dann Ausbau in französischen Barriques, rund 50 Prozent Neuholzanteil. Das ist eine teure Nase! Der Wein duftet wie ein großer Burgunder, irgendwo Richtung Gevrey und Marsannay, also nördliche Côte de Nuits. Diese kühle, steinige Spannung von den Mosel-Spätburgundern findet man im Burgund höchstens noch im Norden und in den Hautes-Côtes. Sehr edles Holz, ganz fein austarierte Tannine, alles greift nahtlos ineinander. 2022 war ein traumhaftes Jahr für deutschen Spätburgunder, satt reif, toll balanciert und mit wollüstiger, fast cremiger Struktur. Der Wein hat eine wahnsinnige Spannung, diese nordisch-kühle Art der Mosel, Vulkangestein, Graphit, Bleistiftabrieb, dann kommt süße, reiche Kirsche, zerdrückte Kirschkerne, etwas Marzipan. Straffe, kühle, feste Struktur, aber sooo fein und cremig. Der 2022er ist nochmal eine Stufe mehr in Richtung Hedonismus, 2021 war schon famos tief und satt für den kühlen Jahrgang, aber eben doch etwas straffer. In 2022 sind wir bei der totalen kirschigen Verführung, alles ist reif, samtig, im besten Sinne reich, aber mit dieser Schieferwürze der Mosel eben weit von fett entfernt. Ich liebe solche Pinots, die mehr auf reduktive Spannung gehen und weg von dieser überreifen, oxidativen Moselnummer, die hier sonst viele fahren. Wenn Christian Hermann so weitermacht in Rot wird er noch für viel Furore damit sorgen.