Dr. Heger: Chardonnay Winklerberg hinter Winklen Gras im Ofen Großes Gewächs 2023

Dr. Heger: Chardonnay Winklerberg hinter Winklen Gras im Ofen Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

Chardonnay 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2046
voll & rund
mineralisch
Lobenberg: 97–98+/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Winklerberg hinter Winklen Gras im Ofen Großes Gewächs 2023

97–98+
/100

Lobenberg: »Gras im Ofen« ist eine ganz besondere Parzelle innerhalb der Gewann »Hinter Winklen« am Ihringer Winklerberg. Von hier kommen Jahr für Jahr große Weine, gerade die weißen Burgundersorten zählen unumstritten zu den besten Deutschlands. Die Lage ist nach Süd-Südwest exponiert, liegt aber ein Stück um den Berg herum und bekommt durch die vorgelagerte Zunge des Rappeneckers genügend Schatten. Oben drüber steht der Wald, die kühle Luft sinkt in die Reben und macht »Gras im Ofen« zur kühlsten Lage am ganzen Winklerberg. Im Boden Vulkangestein mit Kalkadern, dazu alte Chardonnay-Reben aus den frühen und mittleren 80er Jahren. Bei Heger ergibt das eine gänzlich andere Stilistik als bei Huber, Ziereisen, Keller oder Salwey, aber in Summe gehören sie alle zu den großen badischen Chardonnay-Erzeugern. Für 15 Monate im Barrique und anschließend noch drei Monate im Edelstahl auf der Feinhefe ausgebaut. 2023 steht etwas kühler, frischer und mineralischer da als der 22er, deutlich feiner und noch eleganter. Die Nase beginnt leicht reduktiv, dann öffnet sich ein Bild von rauchiger Steinigkeit, von zarter Frucht umhüllt. Marille, Mandarinenschale, reife Zitrone, auch ein Hauch Apfel. Schon in der Nase eher in Richtung Puligny gedacht. Am Gaumen mit viel Struktur und feiner, vom Holz sanft getragener Cremigkeit. Reife Zitrusfrüchte, weißer Pfirsich, dazu leicht grünliche Limettennoten. Enormer Zug, mit feiner Gerbstoffstruktur im Nachhall. Alles läuft schlank und salzig-mineralisch auf dieser saftigen gelben Frucht. Der Mittelbau verbindet zitrische Rasse, salzige Energie und die feine Cremigkeit zu einem langen, klaren Finale mit Hefeschmelz. Irre Spannung, dabei wunderbar balanciert, kristallklare Mineralität, sehr feingliedrig. Ein Chardonnay auf absolut höchstem Niveau, kühl, präzise und mit großem Reifepotenzial.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Dr. Heger

Weingut Dr. Heger heißt Weinanbau in dritter Generation. 1935 wurde das Weingut vom Landarzt Dr. Max Heger gegründet. Sein Sohn Wolfgang Heger führte es in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in die Spitze der besten Deutschen Weingüter.

Chardonnay Winklerberg hinter Winklen Gras im Ofen Großes Gewächs 2023