Lobenberg: Eine reinsortige Grenache, Pflanzjahr 1924, die ältesten Reben des Weinguts. Die Reben stehen auf blauem Lehm, wie in Pomerol oder im Piemont. Vergärung und Ausbau für ein knappes Jahr im Betontank, null Holzkontakt. Immer komplett entrappt. 2021 war eine sehr späte Lese, ein spätreifendes Jahr mit etwas Regen in der Lese. Man musste sehr selektiv arbeiten. Die Domaine ist langjähriger Partner vom 2021 leider viel zu jung verstorbenen Star-Önologen der Rhône Philippe Cambie mit dem Calendal, der schon immer hier ausgebaut wurde. Zugleich war Cambie hier lange Berater, hat den Stil maßgeblich mitgeprägt, etwa das komplett entrappen für die Klarheit der Frucht. Das Besondere bei Escaravaille sind die Hochlagen, alle Weinberge liegen auf 250 bis 350 Metern. Hier ist es immer kühler, windiger, die Weine haben alle einen eleganten, frischen Touch, selbst in reifen Jahren. Ganz ähnlich wie Gigondas. Der Restau hat im Gegensatz zum La Boutine auf Sandböden, was ja stets der elegantere Ausdruck ist, deutlich mehr Druck, Intensität, es schiebt und spannt. Die Nase ist ein provencalischer Stoff wie er verführerischer nicht sein könnte, Grenache in Reinform, sooo duftig und verspielt, sehr viel Lavendel und Schlehe, etwas Brombeere, auch Tabak und Thymian. Man denkt ein bisschen an Pomerol, in der Nase und auch noch mehr im Mund. Die unterliegende Salzigkeit ist wirklich erstaunlich, obwohl der Wein so eine Delikatesse ist, zeigt er eben auch diesen deutlichen Steinabdruck aus dem Terroir. Dennoch ist der Wein brillant und klar, die Aromen sind sehr fein aufgereiht und kristallin. Schöne Schärfe der Südrhône im Nachall mit einem festen, herbsteinigen Tanningerüst. Packend. Ein sehr tiefer, intensiver Wein.
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!