Lobenberg: Alain Voge war ein Vorreiter des burgundischen Ausbaus in Saint Peray. Zuvor wurde hier überwiegend Schaumwein erzeugt, aber Alain hatte die großen Weine des Burgunds vor Augen, wenn er seine Saint Peray gekeltert hat. Der Stil ist auch nach seinem Tod noch derselbe. Die Reben sind 70-100 Jahre alte Reben im besten Weinberg, Cornasberg, die absoluten Steillagen von Alain Voge. Kalkstein, Granit und Lehm, ein sehr komplexer Boden. Biodynamische Weinbergsarbeit, alles nach dem Mondkalender orientiert, mit Tees und Kräutern als Spritzmittel. Die Ganztrauben werden praktisch sehr langsam gepresst, die kurze Standzeit der langsamen Pressung bringt die Phenolik der Marsanne. Der Saft wird hälftig in Barriques und 400 Liter Fässern vergoren und ausgebaut, kein neues Holz. Ausbauzeit ungefähr 18 Monate. Knapp eineinhalb Jahre im Fass auf der Hefe. Das zusammen mit den uralten Reben gibt einen Wein, der im Bereich Marsanne schon seines Gleichen sucht. Meines Erachtens gibt es selbst im Hermitage Blanc wenig, was an diesen Crussol heranreicht. Da der Wein in Hanglage wächst, die sehr durchwindet ist, gab es hier weniger Frostschäden als etwas im Hongrie, der im Tal liegt und komplett verwüstet wurde. 2022 war ein unerbittlich heißes Jahr! Das kann die Marsanne prinzipiell recht gut ab und zeigt sich in diesem Jahrgang wunderbar hedonistisch, breitschultrig ohne jedoch fett zu werden. Die Nase ist von einer tollen Granitreduktion gekennzeichnet. Dazu weißer Pfirsich und Zitronengras. Ja, sogar ein wenig Kalkstein zeigt sich. Welch tolle Spannung! Man denkt in der Nase eher an südliches Burgund oder Loire! Großer Stoff, der mich ein bisschen an Château Grillet erinnert in seiner rieslingartigen Mineralausprägung dieses Jahr. Meersalz und weiße Frucht, die schnurstracks geradeaus läuft. Im Mund zeigt sich wahnsinnige Mineralik erneut von seiner besten Seite! Salzig, mineralisch und doch einer saftige, fast zurückhaltende, Frucht. Die Frische ist beeindruckend, wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um einen Saint Perry handelt umso beeindruckender! Wow! Ein Trinkfluss für die Götter! Ein Rhôneweißwein wie er sein sollte! Groß!
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!