Riesling Niederhäuser Hermannshöhle Spätlese 2022

Dönnhoff: Riesling Niederhäuser Hermannshöhle Spätlese 2022

VDP

Limitiert

Zum Winzer

97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
8,0% Vol.
Trinkreife: 2023–2062
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
frische Säure
3
Lobenberg: 97+/100
Suckling: 98/100
Galloni: 95/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Niederhäuser Hermannshöhle Spätlese 2022

97+
/100

Lobenberg: Die Spätlese wird aus den Randbereichen der sich um die Nahe ziehenden Hermannshöhle gelesen. Kommt aus den östlicher, bzw. westlicher exponierten Teilen. Die höhere Säure und mehr Spiel aufweisen, dass es für die Restsüße braucht. In 2022 gab es etwas Botrytis an der Nahe, entsprechend ist hier eine feine Selektion drin. Aber natürlich nur die kristallklare, selektive Auslese. Die Hermannshöhle ist profunder, klassischer Spätlese, weniger abgehoben fein als die Brücke, sie schiebt viel mehr. Auch wenn die Brücke in 2022 auch viel Dichte aus ihrer Botrytis hat, kommt die Hermannshöhle mit mehr Kraft aus dem Inneren. Zudem ist sie weniger tropisch, bleibt mehr in europäischer gelber Frucht, bei Pfirsich, bei Augustapfel, bei hochreifer Mirabelle. Intensive gelbe Frucht, Pfirsich, überreifer Grapefruit, Ananas, Sommerapfel. Aber sie hat so einen wunderbaren pikanten, extraktgetriebenen süßen Lauf mit einer famosen Säure und mineralischen Frische. Das ist eine „Spätlese-Plus“. Das ist eine Spätlese, der das letzte Tänzeln der Brücke fehlt, die dafür noch mehr geradeaus läuft, die noch mehr schiebt, und die unendlich nachhallt. Beide Weine werden Jahrzehnte halten. Ganz am Ende nach 30 Jahren mag die Hermannshöhle der Sieger sein, weil sie intensiver, druckvoller und reicher ist. Ich mag die Brücke lieber trinken. 97+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

95
/100

Galloni über: Riesling Niederhäuser Hermannshöhle Spätlese

-- Galloni: From shale, the 2022 Riesling Niederhäuser Hermannshöhle Spätlese is subtle on the nose. The merest flicker of reduction precedes distant perfumes of ripe pear, stone fruit and lifted, serene citrus peel in the green-to-yellow spectrum. The palate holds rounded sweetness, seemingly edged by tealeaf, stoniness and lime peel. The citrus takes over, providing serene and profound aromatics, lasting, elegant and pure. Despite the sugar, sweetness almost stops registering in these alluring flavors that push freshness much more than sweetness. The 2022 is a sleeper, slow and profound, but with proper mileage. (Sweet) 95/100

Mein Winzer

Dönnhoff

Der heilige Gral des deutschen Rieslings – nicht wenige Liebhaber verorten ihn bei den Dönnhoffs im Nahetal. Helmut Dönnhoff gehört völlig ohne Zweifel zu den zehn besten Weißwein-Erzeugern des Erdballs und ist heute eine lebende Riesling-Legende. Sein Sohn Cornelius hatte also große Fußstapfen zu...