Lobenberg: Master of Wine Jürgen Von der Mark ist ein qualitätsbesessener, akribisch arbeitender Winzer, der seit 2003 im Markgräflerland, dem äußersten Südwesten Deutschlands, auf überschaubaren drei Hektar Weinbau betreibt. Nahezu alles Handarbeit, der Meister macht hier alles selbst vom Weinberg bis zum Keller. Kern der Produktion sind ganz klar die Spätburgunder, die fraglos zu den zartesten Versuchungen des Landes aus dieser Sorte zählen. Aber es gibt auch einen kleineren Anteil Weißwein im Weingut. Seit 2019 heißt der Wein jetzt Weißer Satz, weil Gemischter Satz ein geschützter Begriff Österreichs ist und die Weinkontrolle es Jürgen verboten hat. Diesen Gemischten Satz, der im Gewann Diebskinzig wächst, hat Jürgen von der Mark selbst angelegt. Er ist Ausdruck seiner Neugierde und Experimentierfreude, denn darin befinden sich auch viele für Deutschland durchaus exotische Rebsorten wie Aligote und Savagnin. Ein Gemischter Satz aus Südbaden, und dann noch so ein spezielles Teil? Insgesamt hat Jürgen 12 Sorten in diesem Blend. Das ist schon ein Kuriosum. Etwa 75 Prozent des Blends bestehen aus Chardonnay, Weißburgunder und Grauburgunder, dazu kommen Orleans, Aligoté, Savagnin, Petit Manseng und noch diverse andere. Eine ausgefallene Mischung also, sehr spannend, dementsprechend interessant ist auch der Wein. Orlean und Petit Manseng bringen Säure, sind aber extrem spät reifend, diese beiden Sorten muss Jürgen rund zwei Wochen nach den anderen ernten. Der Ausbau geschieht in zwei Betoneiern. Der Wein bleibt bis zur nächsten Ernte auf der Hefe liegen. Abgefüllt wird dann unfiltriert, mit nur ganz leichter Trübung. Wiesenkräuter, Grüntee, Kamille, Quittenschale, Algen, Zitronenmelisse, sehr kräutrig, frisch, würzig, herb. Durchaus eine gewisse Konzentration andeutend. Die große Überraschung ist die hohe Frische aus diesem warmen Jahr, das zieht sich dann auch durch den Gaumen. Dann kommt Mandarine, Orangenblüte, Quittenschale. Das ist ein sehr vielschichtiger Wein, der die Idee eines gemischten Satzes perfekt zum Ausdruck bringt. Sehr glockenklar, kristallin und safgtig. Jede Sorte bringt hier einen eigenen Charakter ein und lässt so einen komplexen, mehrdimensionalen Wein entstehen. Schönes Volumen, samtig-dichter Körperbau bei immerwährend hohem Frischeempfinden aus der reifen Säurestruktur, dem Salz und der griffigen Phenolik. Gute Länge im saftig-mineralischen Spiel und trotz der Fülle ein animierender, trinkfreudiger Antritt auf der Zunge. 92-93/100