Lobenberg: Moncerbal ist in der Nase der einzige Wein, der an Kalkstein erinnert, der theoretisch auch aus dem Burgund stammen könnte. Eine tiefe, würzige, an Blut erinnernde Nase. Superspannend mit reicher Cranberry, satter roter Kirsche, reifer Zwetschge, Hagebutte und Sanddorn. Das Ganze mit heller Lakritze unterlegt. Die hohe Intensität ist fast dramatisch. Im Mund die rote Frucht wieder aufgreifend. Wow, was für ein Ereignis! Cranberry, satte rote Kirsche, Sauerkirsche, konzentrierte Himbeere, Erdbeere, dazu eine feine Süße, dann kommen Schiefer und Rappen. Wäre das ein Burgunder – ich wüsste nicht, wo ich ihn unterbringen sollte. Das ist ein bisschen Marsannay von Sylvain Pataille als Superkonzentrat, gemischt mit süßem Musigny. Also eindeutig im Burgund zu verorten. Aber diese extreme Blutspur darunter macht den Wein doch sooo spannend! Das Finale kommt mit frischer roter Zwetschge, tänzelnd, kühl und doch reif. Ein ultraschickes Konzentrat und eine Ode an die Freude für erwachsene Trinker, die es gerne auch etwas anders mögen. *** Descendientes – also die Abkömmlinge von J. Palacios. Er war der Vater von Alvaro und der Großvater von Ricardo. Sie betreiben dieses Joint Venture in Bierzo, das von Ricardo auf Anregung seines Onkels Alvaro gegründet wurde. Moncerbal ist eine Einzellage mit insgesamt 9 Hektar, es werden aber nur 1,5 Hektar für diesen Wein genutzt. Der Weinberg liegt auf 600 bis 700 Metern Höhe. 98 Prozent Mencia stehen hier zusammen mit rund zwei Prozent weißen Sorten. Die Reben sind 70 bis 100 Jahre alt, sie wurzeln auf schwarzem Schiefer mit viel Quarz und sogar etwas Kalkstein dazwischen. Moncerbal ist der einzige Plot, in dem es auch Kalkstein gibt. Er ist so alt, dass er den pH-Wert nicht verändert. Im Weingut werden circa 20 Prozent der Trauben nicht entrappt, sie werden in den Holzgärtank gegeben und mit Füßen angequetscht. Anschließend wird die restliche entrappte Maische draufgegeben. Die Gärung dauert ungefähr zwei Monate. Anschließend wird das Ganze abgepresst und für den Ausbau in große Holz-, und Betonfässern gegeben, später in Holz mit unterschiedlichen Größen – Barriques sowie 500- bis 700-Liter Fässer.
2023 war sehr warm, aber er ist deutlich kühler und balancierter als der noch heißere und trockenere 2022. Nicht so aufregend und extrem wie 2021, eher eine reife und harmonische Version von 2020. Und so ist 2023 durchaus eine Fortsetzung der so großen Jahrgänge seit 2019. Luis Gutierez, Parkers Mann für Spanien, fasst den Jahrgang 2023 anhand von Alvaro Palacios Weingütern ganz im Westen und ganz im Osten, somit Landesübergreifend so zusammen: 2023 was an even more generous crop than 2022 … the wines have better balance, and it doesn't feel like a warm year at all. In fact, the wines feel more like they come from a cool year. It's a vintage that has a tendency toward reduction, not as much as 2020, but still reductive. But it's an elegant, stony reduction...The quality of the 2023s is stunning. There is a level of precision, cleanliness, symmetry and elegance that, if the end of the élevage and the bottling goes as expected, I must conclude that 2023 might be the finest vintage ... There might be other individual wines that reach higher peaks, but as an overall portfolio, the vintage 2023 represents the strongest collection ever produced.