Lobenberg: Der weiße Saint Joseph besteht reinsortig aus der edlen Roussanne. Der Wein stammt aus den zwei Parzellen Les Champs und Opatyres von steinigen, lehmigen Granitböden mit alten Reben. Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Mittlerweile sind sie auch Hardcore-Biodynamiker. Sogar auf Schwefelzusatz wird weitgehend verzichtet, höchstens eine minimale Menge zur Füllung in manchen Jahren. Das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Der Ausbau erfolgt im gebrauchten Holz. Während Syrah schon immer ohne Schwefelzusatz ausgebaut wurde, bekamen die Weißen oft einmal Schwefel nach dem Pressen. Seit einigen Jahren allerdings haben Dard & Ribo eine Methode entwickelt, um auch beim Weißweinausbau ganz ohne Schwefelung auszukommen. Der Saint Joseph Blanc wird in einer Mischung aus alten Fuderfässern und gebrauchten Barriques fermentiert und ausgebaut. 2021 ist der back to the future-Jahrgang an der Rhône. Kühler und spät reifend, ein Sommer mit mehr als ausreichend Regen und ein langer, kühler Herbst mit voller Reife. Die Tolle Säure macht es zu einem der elegantesten und burgundischsten Jahre an der Rhône. Satte, goldgelbe Farbe und ein bezauberndes Parfüm im Glas. Satte Frucht, gelber Pfirsich und grüne Birne, Kamille, etwas Salzbutter, Blütenhonig, dazu Kreidestaub. Das Ganze wird von einer rauchigen Note belegt. Salbei, Rosmarin, sehr kräutrig. Feines Spannungsfeld aus der honig-süßlichen Frucht wie sie typisch für Roussanne ist und der herben Kräuter- und Stein-Anmutung. Tuffstein, Kreide, eher helles Gestein als Unterlage für die blumige, üppige Frucht. Auch wenn es sich vielleicht gar nicht so anhört bisher, ist das ein sehr eleganter Rhônewein, durchaus fein und geschliffen. Im Mund dann vielschichtig und satt, direkt alles einnehmend. Honig, Kräuterwürze, Salzigkeit, fast Austernschale, dazu dann würze Birne und tiefgelbes Steinobst. Die wunderbar feine, aber prägnante Säurespur trägt den Saint Joseph Blanc in eine schöne Länge. Hinten raus ganz feine Salinität zur gelben Frucht und ganz feine Kräuter, Salbei, Rosmarin, Kamille, etwas Kakao, das passt alles wunderbar zusammen und ist super balanciert. Durchaus mundfüllend und weich wie man das von der weißen Rhône erwartet, gleichzeitig aber kräutrig, mineralisch, frisch und nie pappig oder schwer werdend. Ein feiner Saint Joseph, elegant und trinkfreudig. Eigentlich direkt trinkreif, aber sicher mit genug Substanz für eine Dekade im Keller, trotz Naturwein-Machart. Letztere steht hier aber überhaupt nicht im Vordergrund, das ist ein wunderbarer Terroirwein von der Nordrhône, der nicht von der Herstellweise dominiert wird. Im Gegensatz zum etwas freakigeren, mehr easy-drinking Crozes Hermitage Blanc, haben wir hier beim Saint Joseph Blanc schon richtig Anmut und Größe im Glas. Ein bezaubernder Wein, der viele Sinne berührt mit seinem komplexen Zusammenspiel aus mediterranen Elementen und der Cool Climate Frische der nördlichen Rhône. Grandios, aber, wie fast alles bei Dard & Ribo, super limitierter, rarer Stoff. 95-96/100