Cote Rotie 2016

Michel Tardieu - Nordrhone

Cote Rotie 2016

100
100
2
Syrah 100%
5
rot, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2022–2047
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
frische Säure
pikant & würzig
3
Lobenberg: 100/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Cote Rotie 2016

100
/100

Lobenberg: 2016 ist ein sehr reifes Jahr, was aber auf Grund der starken Tag/Nacht Unterschiede eine sehr hohe Säure hat. Die pH-Werte sind entsprechend sehr tief. Die Säure und Frische ist nochmal deutlich höher als 2010. Der Tannin- und Alkohollevel allerdings sind gleich wie in 2010. In Zahlen ausgedrückt: Der Süden liegt etwa bei 14,5% - 15% Alkohol, der Norden bei 13%. Entscheidend für die Balance ist allerdings eben diese Frische und hohe Säure, welche beide, Vater und Sohn Tardieu, so noch nie gesehen haben. Entsprechend folgt die Rhone Bordeaux nach, denn auch dort besticht alles durch diese fantastische Balance und absolute Harmonie. Die weitere Besonderheit, auch die gab es in Bordeaux und an der Rhone, ist das Rot- wie Weißweine sensationell ausgefallen sind. Eigentlich logisch, denn wenn die Alkoholgradation nicht explodiert ist und die Säure erhalten blieb, dann profitieren natürlich die Weißweine im gleichen Umfang. Analogien zu früheren Jahren: Tardieu vergleicht 2016 mit 1990 mit der höchstmöglichen Übereinstimmung. Das gilt für die Südrhône. Die Nordrhone entspricht eher 1991. Natürlich sind 20 Jahre vergangen, höheres Rebalter und noch bessere und biologische Arbeit in den Weinbergen. Also Basis 1990 und 1991 mit einem kleinen Turbolader in der Entwicklung. Trotz dieser großen Klasse des Jahrganges 2016, gilt es an der Rhone wie in Bordeaux: Die Mengen sind absolut befriedigend. Es gab also keine knappe Ernte. Hervorragende „best ever“ Qualitäten in beiden Regionen bei gleichzeitig guten Mengen. Das freut den Winzer natürlich besonders. In Summe für die Rhone kann man sagen, ist es ein sehr gutes Jahr für die Syrah, aber ein extrem gutes Jahr für die Grenache. Dementsprechend ist die Südrhône ganz klar „beste ever“ und die Nordrhone auf einem Level der nahe an 2015 herankommt. Das Jahr 2015 aber nicht übertrifft. Die Südrhône war in Summe noch nie so gut wie 2016. Der Cote Rotie besteht zu 100% aus der Rebsorte Serine, was auch Petit Syrah heißt, also die Urform der Syrah mit den deutlich kleineren, dickschaligeren und säurebeladeneren Beeren. Hier wird zu 2/3 nicht entrappt, also als Ganztraube im Holz spontan vergoren. Die Reben sind 70 Jahre alt. Der Alkohol beträgt nur moderate 12,5%. In diesem Cote Rotie sind sowohl aus Landonne (Schieferböden), als auch aus Lancement (Granitböden). Dies ist ein Unterschied zu früher, da die Trauben in früheren Jahren ausschließlich aus Landonne und vom Schiefer kamen. Der Ausbau geschieht zu 100% im neuen Barrique. Danach geht er ins Holzfuder. Wie alle anderen Weine wird er weder gefiltert noch geschönt. Der riesen Unterschied zwischen Hermitage und Cote Rotie, den beiden teuersten Lagen an der Rhone, ist einerseits der Untergrund. Hier mit diesen Schiefer- und Granitböden, wie es sie in dieser Form im Hermitage nicht gibt, und dann natürlich die noch größere Kühle in Cote Rotie sowie der überwiegende Rappenanteil während der Vergärung. Eine Tradition in Cote Rotie, in Hermitage eben gar nicht. Das ist aber schön, weil es diese Weine so total unterschiedlich macht. Und in diesem 2016er Cote Rotie, haben wir die Rappen ganz vorne. Wir sind so sehr im Burgund, so sehr bei Dujac oder Henry Roch. So würzig, und das Ganze unterlegt mit Lakritze und viel roter Frucht in Form von zerdrückter Himbeere, rote Kirsche, Schlehe. Aber nicht süß rüberkommend, sondern krautwürzig, intensiv. Dieser 2016er Cote Rotie ist blind zu 100% die Nase eines Jamet. Wahrscheinlich das, neben dem deutlich stylischeren Stephane Ogier, angesagteste Weingut in Cote Rotie. Die beiden Kult-Superstars. Aber wenn wir ganz ehrlich sind, können wir Michel Tardieu locker dazwischen packen. Er kostet dann aber einfach weniger und ist vor allem auch erhältlich. Jamet, keine Chance für mich. Ogier kostet einfach das Dreifache. Nach diesem wunderbaren Nasenangang kommt nun ein Mund, der wieder mal verblüfft. Ich hätte jetzt diese Rauchigkeit und Würzigkeit in Verlängerung erwartet. Ja, wir haben auch den Rauch und die Würze, aber auch eine unheimliche Feinheit. Wir haben hier 2016 in Reinkultur. Tannine reichlich, aber total geschliffen, poliert. Alles seidig, verspielt. So viel Salz, dass sich die Augen zusammen ziehen, die Zunge rollt sich. Das Ganze will gar nicht mehr aufhören. Alles läuft in einer Himbeere/Kirschmischung in so einer unendlichen Feinheit, in so einer Verspieltheit. Ja, wir haben Rappenwürze, aber sie stützt diese wunderbar zarten Tanninteppich mit dieser darin schwimmenden, salzigen Himbeer-/Kirschfrucht. Das ist Harmonie wie vom anderen Stern in Cote Rotie. Das ist unendliche Feinheit. So wie Lancement von Ogier. Etwas, dass wir in den beiden Chateauneufs von Michel auch gefunden haben. Sowas von unendlich verspielt. Man muss das dem Konsumenten allerdings sagen: Wer Jamet bestellt, der sollte genau so etwas bekommen, wie wir hier bei Michel Tardieu auch erhalten. Und er muss das davor wissen. Es ist nicht Cote Rotie wie von Chapoutier. Es ist auch nicht dieser glasklare Stil von Ogier, nein es ist dieser sehr naturverbundene, rappenwürzige, totale Finessestil von Jamet und Michel Tardieu. Die ich beide in einem Atemzug nennen und auf eine Stufe stellen möchte. Wie schön, dass ich schon vor langer Zeit mit Michel angefangen habe, sonst hätte ich eigentlich keine Chance so etwas Grandioses heute zu haben und anbieten zu können. Und alle drei Nordrhone Weine: Cornas Vieilles Vignes, Hermitage und Cote Rotie sind total unterschiedlich und trotzdem sind sie alle ganz grandios. Auch wenn die Fachwelt insgesamt sagt: 2015 ist der Jahrgang der Nordrhone, so ist das für mich letztlich irrelevant. Der Genuss muss siegen. 100/100

Mein Winzer

Michel Tardieu – Nordrhone

Michel Tardieu ist inzwischen legendär und einer der besten Weinmacher Frankreichs. Robert Parker u. v. a. überhäuften ihn zu Recht mit Superlativen. Sehr oft arbeitet er an der Rhone und in anderen Regionen mit seinem Freund Philippe Cambie zusammen.

Cote Rotie 2016