Lobenberg: Dieser grüne Veltliner heißt »Non Tradition«, denn sie sollten bitte keinesfalls einen klassischen Vertreter dieser Rebsorte erwarten, wenn sie diesen Wein ins Glas bekommen. Das ist Christian Tschidas ganz eigene Interpretation eines »GV« – ein komplexer Strukturwein mit erdigen, nussigen und rauchig-reduktiven Elementen. Das Ausgangsmaterial stammt aus zwei Einzellagen, die sich durch zwei sehr unterschiedliche Terroirs auszeichnen. Wir haben hier einerseits Muschelkalkböden und andererseits eine Schiefersteillage. Teilweise wurden die Reben in Doppelstockkultur gepflanzt, was für mehr Konkurrenz sorgt und im Ergebnis zu kleineren, aber dafür konzentrierteren Beeren führt. Langer Ausbau auf der Vollhefe im großen, gebrauchten Holzfass. Allerdings ohne Auffüllen und nur minimaler Schwefelgabe, was für eine leicht oxidative Aromatik sorgt. In der Nase haben wir dann zunächst eine extrem spannende Mischung aus oxidativen und auch reduktiven Noten. Gelber Apfel und Quitte treffen auf Feuerstein und ein in der Ferne entfachtes Streichholz. Gesteinsmehl, grüner Speck und Walnuss gesellen sich dazu. Ich empfehle hier ganz dringend große Gläser oder eine Karaffe, denn der Wein braucht ordentlich Luft, zumindest in diesem jungen Stadium. Je mehr Luft, desto mehr Aromen kommen heraus. Jetzt auch getrocknete Wiesenkräuter, Bauernbrotkruste, grüner Apfel, Marille und salzig-jodige Noten wie von Austernschale. Eingelegter grüner Pfeffer und ganz dezent sogar weißer Trüffel. Wow, diese Komplexität ist wirklich beeindruckend! Am Gaumen geht es dann mit genial zupackender Textur weiter. Herbe Noten von Kumquat treffen auf süßliche Hefenoten, dazu kommt eine nicht unerhebliche Zitrusfrische. Aber stilgebendes Element ist die fast Umami-artige Salzigkeit. Geschliffene Gerbstoffe tragen den Wein dabei in eine enorme Länge. Was für ein einzigartiger Wein! Hier Vergleiche anzustellen ist schon ziemlich schwierig. Stilistisch erinnert mich der Wein an eine Mischung aus Gutedel von Ziereisen und Trebbiano von Valentini, ist dabei aber dann doch wieder so eigenständig! Ein großer Texturwein allemal!