Lobenberg: Wer dachte, dass ein reinsortiger Syrah aus dem Burgenland schon außergewöhnlich ist, wird sicher noch erstaunter sein von diesem Riesling. Ja, kein Welsch, sondern Rheinriesling aus dem Burgenland. Eine alte, nur etwas über einen Hektar große Anlage auf bis zu 280 Metern Höhe. Kühles Mikroklima durch den angrenzenden Wald. Überwiegend Kalk und teilweise blättriger Schiefer im Boden. Der Weinberg ist sehr dicht gepflanzt, denn Christian Tschida hat teilweise noch neue Rebstöcke zwischen die alten gesetzt. Die Trauben werden selbstverständlich von Hand gelesen und anschließend direkt als Ganztraube jeweils in einer Korbpresse sowie einer Vakuumpresse abgepresst. Anschließend unfiltriert und ungeschönt abgefüllt. In der Nase wird man zunächst von einer feinen, leicht rauchigen Reduktion begrüßt. Dazu Feuerstein und nasser Kalk. Dann kommt viel reife Zitrone. Schale von der Amalfizitrone, Salzzitrone, dazu etwas Ingwer, weißer Tee, Wiesenkräuter, Verbene, Quitte, Pfirsich. Sehr komplexes Aromenspiel. Blind wahrscheinlich ein schwieriger Kandidat, da er nicht direkt als Riesling zu erkennen ist. Am Gaumen verrät ihn dann aber die rassige Säurestruktur. Zupackend, vibrierend, voller Spannung. Dabei aber reif, nicht spitz wie vielleicht bei vielen deutschen Rieslingen. Dazu kommt wieder herbe Quitte, etwas Nektarine, helle Grapefruit und reife Zitrone. Trotz dieser hohen Spannung, dieser elektrisierenden Ader, ist das doch irgendwo ein ausgewogener, erhaben-ruhiger Wein. Am ehesten vielleicht vergleichbar mit den Rieslingen von Kühn. Hinzu kommt ein zupackender Gerbstoffgrip, der für eine weitere Dimension sorgt. Hier ist echt ordentlich was los; so viele Texturen greifen und verschmelzen ineinander. Die enorm salzige Mineralität trägt den Laissez-Faire in eine beeindruckende Länge. Ein wirklich hochindividueller Riesling, sehr stark.