Christian Tschida: Kapitel I 2023

Christian Tschida: Kapitel I 2023

Neu

Zum Winzer

94–95
100
2
Cabernet Franc
5
rot, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2042
Verpackt in: 6er
9
naturbelassen
saftig
pikant & würzig
3
Lobenberg: 94–95/100
Falstaff zu 2022: 94/100
6
Österreich, Burgenland
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Kapitel I 2023

94–95
/100

Lobenberg: Cabernet Franc, aber kein klassischer. Kapitel I ist Tschidas Version einer Rebsorte, die sonst gern in noblen Bordelaiser Maßanzügen auftritt – hier aber eher mit durchgelaufenen Turnschuhen dahergelaufen kommt. Und trotzdem Stil hat. Viel sogar. Nur eben anderen. Die Reben für den Kapitel Franc wurzeln nicht wie gewohnt am kargen Leithaberg, sondern in den wärmeren, schottrigen Böden Illmitz’ – dicht am See, auf Kies, Sand, offenem Boden. Kein Kalk, kein Schiefer – dafür Sonne, Tiefe und ein unverstellter Blick auf die Frucht. Nach Handlese und Fußstampfen folgt der lange Ausbau in großen, gebrauchten Holzfässern. Alles spontan, alles ruhig, alles ohne Netz und doppelten Boden. Kein Schwefel, keine Filter, keine Show. Nur Wein. Im Glas ein sattes Rubinrot, violett funkelnd, kaum Randaufhellung. Die Nase zeigt sich wrstmal ein bisschen verschlossen – dunkle Frucht, aber kühl. Herzkirsche, Holunder, ein Hauch Brombeere, dazwischen Bitterorange, grüne Paprika und ein feines, ätherisches Kräuterspiel. Es dauert keine fünf Minuten, dann öffnet sich der Wein fast explosiv: schwarze Johannisbeere, Jalapeño, Wacholder, dazu ein bisschen Olive und Wildkräuter, wie aus einem frisch zerdrückten Mörser. Diese erste animalische Note verfliegt schnell – zurück bleibt ein kühles, vibrierendes Duftbild, das nie opulent, aber immer präsent bleibt. Zart rauchig, mit einem Hauch von Schießpulver und Graphit – und doch floraler, luftiger als gedacht. Cabernet Franc, aber nicht komplett im französischen Sinne, sondern ein pannonischer Freigeist. Am ehesten noch mit naturbelassenen Geschwistern von der Loire vergleichbar. Am Gaumen dann auch ein echter Tschida: saftig, fleischig, sehr straight. Keine überladene Frucht, sondern ganz feine Herbe, getragen von dunkler Kirschfrucht und dieser fast salzigen, bitterorangenartigen Würze. Die Tannine sind reif, aber präsent, nichts Weiches, kein Plüsch. Die Säure ist frisch, nicht grell, sondern lebendig. Die Struktur kernig, aber nie grob. Und dann dieser Abgang: warm, salzig, wildkräutrig. Wie wenn man durch einen Lavendelbusch streicht, dann an der Hand riecht und im Hintergrund das Steak auf dem Grill zischt. Ein Wein, der mehr erzählt, je länger man zuhört. Oder je später der Abend wird. Unaufgeregt, ungeschönt, ganz bei sich. Und wer Cabernet Franc neu entdecken will – oder glaubt, ihn zu kennen – sollte hier mal ein ganzes Kapitel lang zuhören.

Verkostungsnotiz
94
/100

Falstaff zu 2022 über: Kapitel I

-- Falstaff zu 2022: Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, dezente Randaufhellung. Mit deutlicher Würze von etwas Cabernet Franc garnierte rote Herzkirschfrucht, rauchig, etwas Schießpulver, dunkle Mineralik. Saftig, engmaschig, rotbeerige Textur, präsente, gut anhaltende Tannine, kirschiges Blaufränkisch-Finale, salzig und lange anhaftend.

Mein Winzer

Christian Tschida

Christian Tschida zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Low-Intervention-Winzern Österreichs. Das Erfolgsrezept? Sicherlich seine laissez-faire Arbeitsweise – keine strenge Ordnung, keine festen Regeln, keine Dogmen.

Kapitel I 2023