Lobenberg: Christian Tschida war selbst lange kein Freund von Rosé. Zu eindimensional, zu sehr Wässerchen, zu viel »tutti frutti« haben ihm die meisten Weine einfach nichts gegeben. Und jetzt produziert er bereits seit Jahren einen der wahrscheinlich spannendsten Roséweine Österreichs, der so unglaublich weit entfernt von zuvor genannten Merkmalen ist. Reinsortiger Blaufränkisch von verschiedenen Kalksteinlagen. Hier findet man schon sehr kreideartige, poröse Steine vor. Der Wein wird innerhalb von zwei Wochen in fünf Durchgängen gelesen um das gesamte Reifespektrum des Blaufränkisch auszunutzen. Dann quasi wie ein Weißwein direkt abgepresst und ausgebaut im großen, gebrauchten Holz. Unfiltriert, ungeschönt und ohne Zugabe von Schwefel abgefüllt. Die Nase eröffnet zunächst mit einer feinen Reduktion. Dezent rauchiger, zerstoßener Kalkstein und Muschelschale. Mit etwas Luft schält sich eine enorm schicke Frucht heraus. Eher Herbe Noten von Blutorange und Kumquat, roter Pfirsich, nur ganz dezent Himbeere und Walderdbeere. Umrahmt wird alles von einem Mantel von Wiesenkräutern, Thymian und Melisse. Am Gaumen dann total scharf gezeichnet, puristisch und enorm zupackend! Wow, so hätte ich das jetzt nicht erwartet. Präzise Säure trifft auf einen Kern aus roten Beeren. Preiselbeere, Sauerkirsche, rote Johannisbeere und Himbeere, dazu Grapefruit und einfach unfassbar vibrierende Mineralität. Enorm salzig und zupackend, mundwässernd. Tolle Konzentration, dabei sehr animierend. Im langen Nachhall kommt immer wieder die Salzigkeit vom Kalk hoch. Das ist »Terroir-Rosé« auf wirklich sehr hohem Niveau!