Lobenberg: Rancia ist einer der großartigsten Weinberge des Chianti Gebietes und erbringt jedes Jahr zuverlässig Weine von tiefer Terroirprägung und festem Rückgrat mit Anlagen zu großer Lagerfähigkeit. Bereits in der Nase macht sich der typische Albarese Kiesboden bemerkbar, wir haben hier immer eine sehr elegante, kühl anmutende Frucht. Selbst im so heißen und trockenen Jahr 2017 zeigt der Wein praktisch kaum Hitze. Dunkle Kirschfrucht, umhüllt von erdigen und steinigen Untertönen, dann kommen Granatapfel und Orangenschale, die schöne Frische spenden. Pfingstrose und Vanille bilden einen verspielten Kontrast zur Graphitmineralität, die Rancia immer zeigt. 2017 ist momentan direkt voll da und sogar ohne langes Dekantieren schon recht zugänglich. Der Mund ist harmonisch, elegant und einnehmend mit kühler Kirschfrucht, die von etwas Johannisbeere durchzogen wird. Die Säure ist brillant und nimmt dem Wein jegliche Üppigkeit oder Schwere, bleibt total saftig und eher auf der verspielten Seite. Die Tannine sind wunderbar eingebunden, zeigen nur einen kaum merklichen Hauch Trockenheit ganz am Ende, die wohl dem Jahrgang geschuldet ist und sich mit etwas Flaschenreife noch legen kann. Fruchtdichte ist jedenfalls genug vorhanden. Was für eine entzückende, floral-charmante Chianti Riserva, die so elegant, feinfruchtig und kühl daher kommt, dass sie den Jahrgang beinahe negiert. 2017 hat nicht ganz die immense Struktur und Tiefe vom extraterrestrischen 2016er. Dafür bietet es so viel vordergründigen Charme und Trinkfreude, dass man dieser Delikatesse unweigerlich verfällt. Ohne jedoch, seine kühle, mineralische Ader und erhebende Frische zu verlieren. In jedem Jahr ein herausragender Wein und einer meiner Lieblings-Chianti. 96/100