Lobenberg: Diese Domaine wurde erst 2007 von Cédric Valade aus Castillon gegründet, der auf dem elterlichen Château Brisson geboren und großgeworden ist. Chateau Valade Grand Cru ist in Konversion zu Bio. Hier findet man ein perfektes Kalkstein Terroir von nur fünf Hektar, direkt vis-à-vis von Tour Saint Christophe, der ja auf gleichem Terroir inzwischen einen Kultstatus erreicht hat – zurecht, wie ich glaube. Die Reben bei Valade sind im Durchschnitt an die 50 Jahre alt, reichen aber defacto von 25 bis 80 Jahre. Der Alkoholgehalt liegt bei 14,5 Volumenprozent, genau wie in 2018, das Ganze bei einem tiefen pH-Wert und dadurch großer Frische. Die Cuvée ist zusammengesetzt aus 95 Prozent Merlot und fünf Prozent Cabernet Franc. Die Weine werden aus komplett entrappten Trauben spontan in Inox-Tanks vergoren. Ausgebaut werden sie zu 70 Prozent in neuen Barriques. 2019 ist erstaunlich: Obwohl es doch ein fast reinsortiger Merlot ist, kommt zuallererst eine fast rotfruchtige Frische aus dem Glas. Schlehe, verfolgt von Sauerkirsche, ein bisschen rote Johannisbeere, etwas Sanddorn. Dann kommt süße rote Kirsche, erst dann schwarze Kirsche und ein Mix aus schwarzen Beeren. Insgesamt aber trotz seiner Üppigkeit und der charmanten Fülle eher fein. Helle Lakritze. Das Ganze schwebend floral. Auch der Mund ist extrem schick, extrem verspielt und fein. Auch hier wieder eine Dominanz von roter Frucht, erst langsam dominiert die schwarze Kirsche mit süßer Brombeere und etwas Holunder mehr und mehr. Das Ganze ist gut eingebunden in Süßholz, sehr cremig, fast wolllüstig charmant. Final ein Mix aus schwarzen Beeren, der sich mehr und mehr dahinter hochschiebt. Salzig, ziemlich fein und sehr spielerisch. Der Wein ist für mich vielleicht nicht besser als der 2018, der einfach deutlich harmonischer war, der insgesamt mit mehr monolitischen Intensität, Wucht und schwarzer Frucht rüberkam. 2019 ist dagegen sogar fast unerwartet schlank und verspielt und sicher spannender, aufregender. Was ist nun der Favorit? Eigentlich ein Glück, dass sie bei gleichhoher Qualität so unterschiedlich sind. 2019 macht eben auch viel Freude und ist im Preisbereich der ziemlich ideale Einstieg in Saint Emilions Oberklasse. 95+/100