Chateau Tour Perey Grand Cru 2016

Chateau Tour Perey Grand Cru 2016

Holzkiste

Zum Winzer

97–98
100
2
Merlot 70%, Cabernet Sauvignon 20%, Cabernet Franc 10%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2050
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 97–98/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Tour Perey Grand Cru 2016

97–98
/100

Lobenberg: Das 3 Hektar winzige Château von Jean-Luc Marteau liegt direkt neben Château Monbousquet, es steht allerdings nicht auf Lehm und Sand sondern auf reinem Kalksteinfelsen, ein früher von den Römern als römisches Bad genutzter Platz. Eine kleine Insel in dieser vom Lehm dominierten Region. Die Reben sind inzwischen über 80 Jahre alt. Jean-Luc ist von Hauptberuf der Weinmacher bei Rollan de By im Medoc, ein Weingut, dass von seinem Vater als Regisseur geleitet wird. Er hat das kleine Weingut Tour Perey mit dem einzigartig grandiosen Terroir zwar schon früh entdeckt, aber erst um 2010 gekauft (das war finanziell vorher nicht möglich), und er ist weiterhin in der Konversionsphase zu Bio. Die Weinbergsbearbeitung ist seit 2010 komplett organisch. Die Rebzeilen sind begrünt, die Trauben werden komplett entrappt, eingemaischt und spontan vergoren. Die Maische wird nach der Gärung weiter bei über 30 Grad belassen, der Saft steht also einige Wochen warm auf den Schalen. Die Vergärung und Nachmazeration dauert also bis Ende Januar, d.h. Jean-Luc lässt den Saft ungefähr 3-4 Monate auf den Schalen stehen, um einfach die harschen Tannine damit quasi wieder heraus zu saugen. Die Zielsetzung ist im Grunde, einen super feinen Pomerol in Saint-Émilion zu erzeugen. Das liegt an Jean-Lucs Ausbildung, denn er ist in Pomerol geboren, ein hoch reifer, super Finesse-Pomerol a la L’Eglise Clinet ist im Grunde sein großes Vorbild. Der Ausbau findet zu 60% im neuen Holz statt. Die Weine bleiben dabei zwei ganze Jahre ohne Bâtonnage auf der Hefe im Barrique, und danach ein weiteres halbes Jahr im Tank. D.h. sie kommen später auf die Flasche als üblich. 70% Merlot, 20% Cabernet Sauvignon, 10% Cabernet Franc. Die Fermentation im Beton und zum Teil im Barrique ist Spontanvergärung. Die Vergärung geschieht zu 100%, d.h. er vergärt auf möglichst 0g Restzucker. Er vergärt mit bis zu 28 Grad und macht eine kalte Vorfermentation bei 6-7 Grad für ein bis zwei Wochen. Die Problemstellung Bio war in 2016 der extrem nasse Frühling. Wir hatten von März bis Mitte Juni unglaubliche Regenmengen. Nicht nur im Bordeaux sondern auch in Deutschland, wissen das also noch. In dieser Zeit hätte man im Bereich Kupfer bis zu 15 Mal spritzen müssen, systemisch reichte zweimal spritzen. Die Frage von Jean-Luc war nun: Was ist nun mehr Bio? Unmengen von Kupfer einzubringen oder zweimal systemisch zu spritzen? Er fängt also von vorne an, weitere drei Jahre umzustellen. Er sagt aber bei so drastischen Regenmengen, ist die ökologische Bewirtschaftung einfach sinnlos. Der Alkohol 2016 liegt bei 14%. Der pH-Wert nach der Fermentation bei 3,8. Ein idealer Wert. Die Säure bei französischer Messart bei 3,7g, also hohe Säure. Sogar noch leicht oberhalb von 2015. Der Tannin-Level ist höher denn je. Das Tannin ist jedoch nicht rau, sondern total geschliffen. Wie ich schon sagte, Wasserstress gab es hier auf dem Kalkstein mit einer guten Lehmauflage nicht. Der Wasserspeicher war ausreichend. Es war zwar trocken, aber es gab kalte Nächte, dadurch wurde die Säure bewahrt. Es gab keinen totalen Stillstand im Weinberg. Der Cabernet Franc wurde am 10. Oktober geerntet und die Merlot am 15. Oktober. Die Cabernet Sauvignon wurde erst am 25. Oktober eingebracht. Das Wetter war perfekt, man konnte so lange warten wie man wollte. Die Nase dieses Weines unterscheidet sich nicht so sehr vom 2015er. Wir haben etwas mehr blumige Noten. Hocharomatisch, sehr viel Pflaume, Zwetschge, schwarze Kirsche. Aber nicht drückend. Blumig, Jasmin, auch Minze, Lorbeere und ein bisschen Maulbeere. Aber nicht dicht, auf keinen Fall konfitürig. Sondern eher schwebend mit einer unglaublich hohen Aromatik. Je mehr man riecht, desto mehr kommt die Minze und Eukalyptus durch. Die Nase verspricht hohe Reife und butterweiches Tannin. Mal schauen was der Mund so zeigt. Und jetzt kommt die eigentliche Überraschung. Der Mund hat ungewöhnlich viel Struktur. Mehr als 2015. Er hat enorm präsente Säure und Frische. Die Tannine sind spürbar höher als in allen Jahren zuvor. Aber sie sind geschliffen, nicht rau und bäuerlich und dennoch unglaublich präsent. Das Ganze mit dieser sagenhaft hohen Mineralität. Salz auf der Zunge. Und so viel Druck. Die Augen ziehen sich zusammen, die Zunge rollt sich fast ob dieser Intensität von Gerbstoff und Säure. Das Ganze butterweich, aromatisch, fruchtig. Wieder Minze und Eukalyptus. Und unendlich lang, für Minuten andauernd. Ein Wein der in diesem jungen Stadium deutlich fordernder rüberkommt als alle Jahre, die ich bisher hier probiert habe. Und obwohl 2016 so reif ist, wage ich die Prognose, dass man diesen Wein besser mal 5-10 Jahre weglegt. Ihn dann aber mit Genuss nach einigen Jahrzehnten trinken kann. Das ist aus dem Geheimtipp zu einem großen Wein geworden. Mit unglaublich mineralischer Länge, mit Terroir Ausdruck. Kalkstein drückt sich in Salz aus. Der Wein hat viel Holz aus dem Ausbau heraus. Allerdings ist es in Mund und Nase nicht zu merken. Die Kraft und Power sowie die Säure fressen das Holz komplett weg. Es ist schon ein sagenhaft frischer Kracher. Die Harmonie ist da, die Harmonie wird immer weiter kommen. Aber der Wein braucht Zeit. Und im direkten Anschluss den lieben 2015er zu probieren, zeigt einfach was für einen Charakter 2016 hat. 2016 ist ein 2010er mit einem Plus in Tannin, Säure, Reife und Power. Es ist das Beste was Jean-Luc hier je gemacht hat, unter dem Gesichtspunkt, dass man einen Wein sucht der für ein langes Leben gemacht ist. Den 2015 wird früher zugänglich sein und ist ein bildschöner, liebenswerter Charmeur mit satter Struktur darunter. Den 2016er bewerte ich genau wie den 2015er. Den 2015er 97-98 ob seines unglaublichen Trinkflusses und Charmes, 2016 für seine unglaubliche Lebenserwartung und die schiere Größe und Präzision, die er in allen Werten ausstrahlt. 97-98/100

19+
/20

Gerstl über: Chateau Tour Perey Grand Cru

-- Gerstl: Jean-Luc Marteau: «Die Weine im neuen Barrique haben das Holz total weggesteckt, auch nach 3 Monaten, wo sie normalerweise ziemlich von Holz geprägt sind, spürte man absolut nichts davon. Das zeigt, welch monumentale Kraft in ihnen steckt.» Eher dezent im Duft, aber schön aus der Tiefe kommend, wirkt sehr intensiv und deutet eine hohe Konzentration an, wiederum sehr viel Frische, wie es für 2016 typisch ist. Der Gaumen beeindruckt zuerst einmal durch seine geballte Kraft, durch Massen von extrem feinen Tanninen, durch geniale Frische und köstlich süsses Extrakt. Was für ein bombastisches Kraftbündel, aber niemals breit, niemals fett, immer auf der eleganten, schlanken Seite, aber ein absoluter Langstreckenläufer. Der Wein hat ein immenses Potenzial, wird wohl auch nicht - wie viele 2016er - schon jung zugänglich sein, den muss man mindestens 10 bis 15 Jahre reifen lassen, aber das wird ein eindrückliches Weinmonument, was für ein Traumwein, irgendwie erinnert er mich stilistisch an die grossen 1961er, auch da vereinen sich hohe Konzentration, genial frische Frucht und mächtige Extraktsüsse in ähnlicher Weise. Jean-Luc: «Sollen wir Weine für den schnellen Konsum machen oder Weine für ein langes Leben? Ich glaube, wir sind in Bordeaux und die Natur hat uns seit jeher Weine geschenkt, die sich über Jahrzehnte entwickeln, das müssen wir doch beibehalten.» 19+/20

Mein Winzer

Chateau Tour Perey

Der inzwischen ziemlich erwachsen gewordene und extrem sympathische Familienvater Jean-Luc Marteau ist ein besessener Extremist und ein genialer Weinmacher und Winzer.

Chateau Tour Perey Grand Cru 2016