Chateau Tour Perey Grand Cru 2015

Tour Perey

Chateau Tour Perey Grand Cru 2015

97–98
100
2
Merlot 70%, Cabernet Sauvignon 20%, Cabernet Franc 10%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2019–2040
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 97–98/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Tour Perey Grand Cru 2015

97–98
/100

Lobenberg: Das 3 Hektar winzige Château von Jean-Luc Marteau liegt direkt neben Château Monbousquet, es steht allerdings nicht auf Lehm und Sand sondern auf reinem Kalksteinfelsen, ein früher von den Römern als römisches Bad genutzter Platz. Eine kleine Insel in dieser vom Lehm dominierten Region. Die Reben sind inzwischen über 80 Jahre alt. Jean-Luc ist von Hauptberuf der Weinmacher bei Rollan de By im Medoc, ein Weingut, dass von seinem Vater als Regisseur geleitet wird. Er hat das kleine Weingut Tour Perey mit dem einzigartig grandiosen Terroir zwar schon früh entdeckt, aber erst um 2010 gekauft (das war finanziell vorher nicht möglich), und er ist nun seit zwei Jahren in Konversion zu Bio. Die Weinbergsbearbeitung ist seit 2010 komplett organisch. Die Rebzeilen sind begrünt, die Trauben werden komplett entrappt, eingemaischt und spontan vergoren. Die Maische wird nach der Gärung weiter bei über 30 Grad belassen, der Saft steht also bei deutlich über 30 Grad einige Wochen auf den Schalen. Die Vergärung und Nachmazeration dauert also bis Ende Januar, d.h. Jean-Luc lässt den Saft ungefähr 3-4 Monate auf den Schalen stehen, um einfach die harschen Tannine damit quasi wieder heraus zu saugen. Die Zielsetzung ist im Grunde, einen super feinen Pomerol in Saint-Émilion zu erzeugen. Das liegt an Jean-Lucs Ausbildung, denn er ist in Pomerol geboren, ein hoch reifer, Super-Finesse-Pomerol a la Eglise Clinet ist im Grunde sein großes Vorbild. Der Ausbau findet zu 60% im neuen Holz statt. Die Weine bleiben dabei zwei ganze Jahre ohne Batônnage auf der Hefe im Barrique, und danach ein weiteres halbes Jahr im Tank. D.h. sie kommen später auf die Flasche als üblich. 70% Merlot, 20% Cabernet Sauvignon, 10% Cabernet Franc. Die Fermentation im Beton und zum Teil im Barrique ist spontan mit natürlicher Hefe. Château Tour Perey hat, anders als viele Nachbarn, erst in der ersten und zweiten Oktoberwoche bei voller Reife geerntet. Viele Nachbarn haben in diesem sehr gesunden Jahr schon Mitte September angefangen. Jean-Luc steht aber komplett auf Vollreife, zumal die Frische und Säure durch die kalten Nächte des Septembers und Oktobers erhalten blieb. Die Vergärung geschieht zu 100%, d.h. er vergärt auf möglichst 0g Restzucker. Der Alkoholgehalt liegt 2015 durchschnittlich bei 13,5%. Das Ziel von Jean-Luc ist - und auch deswegen lässt er den Wein nach der Vergärung so lange auf der Schale - absolute Finesse. Er vergärt mit bis zu 28 Grad und macht eine kalte Vorfermentation bei 6-7 Grad für bis zu zwei Wochen. Ich weiß nicht, ob es an dieser besonderen Machart von Jean-Luc liegt, an dieser extrem langen Vor- und Nachmazeration oder den hohen Temperaturen. Die Nase dieses Weins ist in allen Jahren so unglaublich profund, tief und tolles Volumen zeigend, aber immer ultra fein, und das haben wir eben auch 2015. Würzig tiefe Schokolade, Zigarrenkiste, Zedernholz, Brombeere, süße Maulbeere und ein extremes Bündel an dunkler, schwarzer Kirsche. Das Ganze ist unterlegt von würziger, schwarzer Erde, schwarzen Oliven, Lorbeer, Wacholder und ein wenig Myrrhe. Das ist schon eine sehr erhabene, großrahmige dichte Nase, aber sie ist nicht fett und nicht wuchtig, sondern sie kommt fein daher und hüllt den schnüffelnden Genießer in eine warme charmante Wolke. Der Wein erinnert an Tertre de la Mouleyre, den extremen Biodynamiker oben auf dem Plateau. Im Mund kommt dann aber schon ein gewaltiger Schub und eine Konzentration, die immer fein bleibt, aber da ziehen sich schon mal die Augen zusammen. Der ganze Mund wird belegt. Die Tannine sind butterweich, aber präsent. Eine hohe Intensität in der Frucht, auch rote Frucht, Schlehe, rote Johannisbeere, viel Cassis und auch wieder diese süße Maulbeere und dichte schwarze Kirsche. Eine hohe Intensität verströmend, lang, mit feiner salziger Note. Verglichen mit den parallel und zurück verkosteten Jahrgängen 14, 13, 12 und 11 fällt auf, dass Jean-Luc im Bereich der Feinheit der Tannine eher noch besser geworden ist. Vielleicht ist es aber auch nur der grandiose Jahrgang. Der Wein ist ungeheuer dicht und gleichzeitig unglaublich zart. Er macht Freude und trinkt sich wirklich gut. Wenn man weiß, dass dieses junge Baby in diesem Stadium, wo er erst wenige Monate vergoren ist mit dieser langen Fermentation und mit der Nachmazeration, und dass dieser Wein noch fast zwei Jahre im Fass bleibt, dann ahnt man, wohin sich dieser Wein weiter entwickeln kann. Die Rückverkostung der Jahrgänge ist extrem aufschlussreich und macht den 2015er um so imposanter. Diese dichte, schwarze, charmante Wolke, welche den Trinker nie überfordert, sondern einfach immer nur immens charmant und dicht ist, ist definitiv Pomerol-Style. In seiner Feinheit, köstlichen Delikatesse und Dichte erinnert er 2015 ein bisschen mehr an einen Château L’Évangile als an Eglise Clinet. Eine Wuchtbrumme in unendlicher Fein- und Weichheit. Das macht richtig Spaß und für das kleine Geld ist Tour Perey seit Jahren eine der besten Empfehlungen. 97-98/100

19
/20

Gerstl über: Chateau Tour Perey Grand Cru

-- Gerstl: Sehr spät geerntet, erst im Oktober. Jean-Luc macht immer sehr lange Mazerationen, dieses Jahr gut 3 Monate, 2014 vier Monate. Wollüstig reife Frucht strahlt in die Nase, schwarze Beeren, etwas Pflaumen, was den Eindruck von reifer Frucht noch verstärkt, aber der Duft strahlt auch Frische aus, Überreife ist absolut nicht dabei, dafür feine Noten von Tabak und edlen Kräutern. Am Gaumen ist eher die Frische im Vordergrund, begleitet von köstlicher Extraktsüsse, der Wein stützt sich auf eine sehr noble Struktur, die Tannine sind von allererster Güte, herrlich, wie er Kraft und Feinheit verbindet, der so eine verspielt charmante Art, ist einfach traumhaft gut, so lecker, so traumhaft aromatisch, köstlich. 19/20

Mein Winzer

Chateau Tour Perey

Der inzwischen ziemlich erwachsen gewordene und extrem sympathische Familienvater Jean-Luc Marteau ist ein besessener Extremist und ein genialer Weinmacher und Winzer.

Chateau Tour Perey Grand Cru 2015